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Sportgruppe | Bildquelle: Dieter Schönwies

 

Demenz … was nun?

Ich glaube ein Mitglied meiner Sportgruppe hat Demenz

Demenz - ein Thema, welches immer mehr an Bedeutung gewinnt und auch vor Mitgliedern von Sportgruppen nicht Halt macht. Turn- und Sportvereine sollen daher verstärkt über das Thema informiert und für den Umgang mit Betroffenen sensibilisiert werden. Der Deutsche Turner-Bund hat hierzu die Broschüre "Ich glaube ein Mitglied meiner Sportgruppe hat Demenz … was nun ?" entwickelt.

Der stetige Anstieg der über 65-Jährigen sowie die steigende Lebenserwartung der Menschen stellen unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem vor große und immer neue Herausforderungen. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für chronische Krankheiten und Mehrfacherkrankungen enorm an. Auch das Risiko an einer Demenz zu erkranken, nimmt deutlich zu. Aktuell leben in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen mit Demenz – Prognose steigend! Zwei Drittel der Erkrankten sind dabei über 80 Jahre. Fast 70 % aller Erkrankten sind Frauen.

Der positive Effekt von körperlicher Aktivität auf die Gesundheit ist bereits lange nachgewiesen – zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßige Bewegung auch präventiv gegen die Entstehung einer Demenzerkrankung wirkt sowie das Fortschreiten einer bestehenden Demenz verlangsamen kann.

Was ist Demenz?

Der Begriff "Demenz" stammt aus dem Lateinischen und kann wörtlich übersetzt werden mit "Weg vom Geist" bzw. "ohne Geist". Damit ist das grundsätzliche Merkmal der Demenzerkrankung, nämlich die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen (und kognitiven) Fähigkeiten, beschrieben.

Demenz ist somit keine spezifische Erkrankung, sondern die allgemeine Bezeichnung für die Minderung der geistigen Fähigkeiten. Dies kann viele verschiedene Ursache haben.

Formen der Demenz

Grundsätzlich wird zwischen primären und sekundären Formen unterschieden. Bei den sekundären Formen ist die Demenz in der Regel eine Folgeerschei­nung anderer Erkrankungen, wie z. B. Stoff­wechsel-störungen, Vitaminmangel oder Medikamenten-/Alkoholmissbrauch. Diese Grunderkran­kungen sind zum Teil behandelbar und eine Rückbildung der Demenzsymptomatik ist möglich. Diese Formen machen aber nur ca. 10 % aller Demenzfälle aus. Die primären Formen hingegen sind meist irreversibel und machen bei über 65-Jährigen rund 90 % aller Demenzformen aus. Da­runter fällt auch die Alzheimer-Demenz. Sie ist die häu­figste irreversible Demenzform.

"Demenz ist nicht gleich Demenz - aber meistens ist es Alzheimer"


Merkmale einer Demenz

Demenz kann viele unterschiedliche Merkmale aufweisen, wobei das Hauptmerkmal die Verschlechterung geistiger (kognitiver) Fähigkeiten ist. Betroffen ist vorrangig das Gedächtnis, aber auch Fähigkeiten wie z. B. Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe, Denkvermögen und Orientierungssinn können betroffen sein. Häufig kommt es auch zu Veränderungen der sozialen Verhaltensweisen und der Stimmung. Gefühlszustände wie Depression, Angst oder Unruhe können auftreten. Diese Wesens- und Verhaltensänderungen bedingen sich häufig durch den Verlust der gewohnten (kognitiven) Alltagsfähigkeiten, denn dieser Verlust führt bei vielen Betroffenen wiederum zu Verunsicherung und Frustration. Sie reagieren oftmals aggressiv, vermeiden aus Scham soziale Kontakte und ziehen sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Dies betrifft auch die Teilnahme an Sportgruppen.


Bewegung als wichtiger Beitrag zur Demenzprävention 

Regelmäßige Bewegung spielt eine zentrale Rolle bei der Demenzprävention, denn Bewegungsmangel wird als bedeutsamster, beeinflussbarer Risikofaktor für eine Alzheimer-Demenz identifiziert. Grundsätzlich gilt, umso mehr man sich im Laufe des Lebens bewegt hat, desto geringer ist das Risiko im höheren Alter an Demenz zu erkranken. Körperliche Aktivität scheint sowohl einen direkten positiven Einfluss auf Hirnstrukturen zu haben als auch indirekt über verbesserte kardiometabolische Funktionen die Gefahr an Demenz zu erkranken, zu senken. Neben der Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit hat Bewegung auch einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität.

Regelmäßige Bewegung führt zur Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie auch der Lebensqualität.

Relevante Bewegungsformen

Folgende konditionelle Fähigkeiten und Bewegungsformen sind besonders zur Prävention von Veränderungen kognitiver Fähigkeiten (einschließlich Demenz) geeignet:

 

  • Kraft
    Durch Kräftigung der Muskulatur können Alltagsaufgaben besser ausgeführt, die Gangsicherheit erhöht und somit das Sturzrisiko verringert werden. Auch die kognitive Leistungsfähigkeit wird "gestärkt".
  • Ausdauer
    Ausdauertraining stärkt das Herz-Kreislauf-System, dadurch wird u. a. vielen vaskulären Erkrankungen entgegengewirkt. Die Sauerstoffversorgung verbessert sich, somit wird auch das Gehirn mit mehr Nährstoffen versorgt, die Synapsen können besser schalten.
  • Koordination
    Die Koordinationsfähigkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Sturzprophylaxe. Weiterhin hat sie einen hohen, fördernden Einfluss auf die Fähigkeit der differenzierten Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung und der Orientierung.

 

Jede Art von Bewegung ist für den Körper und Geist essenziell – solange sie regelmäßig und langfristig durchgeführt wird. Bewegungsformen, die sich für die Zielgruppe älterer Menschen besonders eignen, sind Gymnastik, Gehen, Dual-Task Aufgaben, Wassergymnastik/-jogging, Wandern. Koordinativ anspruchsvolle Bewegungsformen wie bspw. Tischtennis können auch entsprechend angepasst durchgeführt werden.

Vereine müssen sich vermehrt und frühzeitig dem Thema "Demenz" widmen

Es gibt bereits eine Vielzahl an speziellen Bewegungsangeboten für Demenzerkrankte, dennoch ist das Thema "Demenz" häufig noch tabuisiert und insbesondere Vereine widmen sich diesem Thema noch zu wenig. Hier muss ein Wandel in den Vereinen stattfinden. Denn basierend auf den gesellschaftlichen Entwicklungen wird es zukünftig immer mehr Vereinsmitglieder geben, die an Demenz erkranken. Dabei kann es nicht zielführend sein, ausschließlich reine Demenzsportgruppen anzubieten, sondern das Thema "Demenz" muss in bereits bestehenden Sportgruppen für Ältere sowie allgemein im Vereinsleben verstärkt Berücksichtigung finden. So können Ängste genommen und Mut aufgebaut werden – sowohl für die Teilnehmenden selbst als auch für die Vereinsmitarbeitenden. Eine Sensibilisierung zu diesem Thema ist also nicht nur für Betroffene und Angehörige wichtig, sondern auch für Übungsleitende und auch Vorstandsmitgliedern.

Ziel: Drop-out-Rate in Sportgruppen verringern

Ziel ist es frühzeitig zu handeln – bevor eine Demenz auftritt. Turn- und Sportvereine und ihre Übungsleitenden sollen für das Thema sensibilisiert und über die möglichen Effekte und die präventive Wirkung von Bewegung und Sport auf die Entstehung/das Fortschreiten einer Demenz informiert sein. Durch den offenen Umgang mit dem Thema soll es zum einen gelingen, (betroffene) Mitglieder eine möglichst lange Teilhabe in der Sportgruppe zu ermöglichen (Differenzierung). Zum anderen entsteht dadurch innerhalb der Gruppe eine größere Akzeptanz für das Thema und es wird verhindert, dass Menschen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde oder der Verdacht besteht (erste Anzeichen), die Sportgruppe (z. B. aus Scham) verlassen. Die Bindung zur Gruppe und zum Sport helfen der betroffenen Person wiederum, aktiv am Leben teilzunehmen und durch regelmäßige Bewegung das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Ziel: Drop-out-Rate in Sportgruppen verringern

Ziel ist es frühzeitig zu handeln – bevor eine Demenz auftritt.

Turn- und Sportvereine und ihre Übungsleitenden sollen für das Thema sensibilisiert und über die möglichen Effekte und die präventive Wirkung von Bewegung und Sport auf die Entstehung/das Fortschreiten einer Demenz informiert werden. Durch den offenen Umgang mit dem Thema soll es zum einen gelingen, (betroffene) Mitglieder eine möglichst lange Teilhabe in der Sportgruppe zu ermöglichen (Differenzierung). Zum anderen entsteht dadurch innerhalb der Gruppe eine größere Akzeptanz für das Thema und es wird verhindert, dass Menschen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde oder der Verdacht besteht (erste Anzeichen), die Sportgruppe (z. B. aus Scham) verlassen. Die Bindung zur Gruppe und zum Sport helfen der betroffenen Person wiederum, aktiv am Leben teilzunehmen und durch regelmäßige Bewegung das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Broschüre für Vereine

"Ich glaube ein Mitglied meiner Sportgruppe hat Demenz…was nun?"

Der Deutsche Turner-Bund hat Ende 2021 im Rahmen des vom BMFSFJ geförderten und vom DOSB koordinierten Projekt "Sport bewegt Menschen mit Demenz" die Broschüre "Ich glaube ein Mitglied meiner Sportgruppe hat Demenz … was nun?" entwickelt. Sie enthält Informationen, Denkanstöße und Empfehlungen für Verantwortungstragende in Turn- und Sportvereinen und dient als Handlungsleitfaden für Übungsleitende von Sportgruppen mit älteren und/oder hochaltrigen Menschen.

Die Broschüre ist online einzusehen und steht zum Download zur Verfügung.