Gesundheit

30 Jahre DTB-Akademie – ein Blick hinter die Kulissen

Barbara Shaghaghi

Ein Bildungsnetzwerk, das auf Trends schneller reagieren sollte als das klassische Lizenzsystem

Als die DTB-Akademie vor drei Jahrzehnten gegründet wurde, stand eine klare Idee im Vordergrund: Bildung neben dem klassischen Gerätturnen und den Wettkampfsportarten flexibler und aktueller zu gestalten, als es das klassische Lizenzsystem des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erlaubte. Barbara Shaghaghi, hauptamtliche Mitarbeiterin im Badischen Turner-Bund (BTB) und von Beginn an eng mit der Akademie verbunden, erinnert sich: Wir wollten die großen Landesturnverbände, die viel in der Bildung arbeiten, in ein Netzwerk bringen, um bundesweit Angebote machen zu können – unabhängig vom normalen DOSB-Lizenzsystem.

Denn Lizenzen im Sport entstehen traditionell über langwierige Verfahren. Neue Themen müssen konzipiert, in ehrenamtlichen Gremien beraten und beim DOSB genehmigt werden. Das dauert einfach, weiß Shaghaghi. Mit der DTB-Akademie konnten wir viel schneller auf Trends reagieren. Wenn ein Thema nach ein paar Jahren überholt war, haben wir es gestrichen und Neues entwickelt – Pilates, Yoga oder Achtsamkeit zum Beispiel.

Die Gründung war auch eine Antwort auf den wachsenden Druck kommerzieller Anbieter wie SAFS & BETA oder IFAA, die bundesweit auftraten. Jeder Landesturnverband macht ohnehin viele Angebote. Mit der Akademie konnten wir diese bündeln und nach außen einheitlich auftreten, erklärt die 62-Jährige. Qualität spielte dabei von Beginn an eine Schlüsselrolle. Einheitliche Konzepte und geschulte Referentinnen und Referenten sorgten für Standards, die mit kommerziellen Formaten mithalten konnten.

Der Deutsche Turner-Bund übernahm dabei die koordinierende Rolle. Die Lenkung macht der DTB. Er koordiniert die Jahresplanung, überwacht die Abläufe und erstellt das Programmheft. Wir als Landesturnverbände sind aber gleichberechtigt und bringen unsere Konzepte und Themen ein. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Landesverbände aus Baden, Schwaben, Westfalen, Niedersachsen und Hamburg.

Ein Vorbild aus anderen Sportarten gab es nicht. Es war einfach der Netzwerkgedanke, die Idee der Öffnung, sagt Shaghaghi. Damit waren die Bildungsverantwortlichen der Turnverbände ihrer Zeit bereits weit voraus. Die heute etablierten Bildungsakademien der großen Sportverbände sind fast ausnahmslos jüngeren Datums. Für uns war das damals Neuland, sagt Shaghaghi. Rückblickend habe die Akademie die Bildungsarbeit des DTB entscheidend gestärkt: Sie sei nicht nur ein Instrument, um Einnahmen zu generieren, sondern auch ein Aushängeschild. Der DTB zeigt damit bundesweit, dass er eine eigene Akademie hat – ein klares Prestigeprojekt, findet sie.

Die inhaltliche Ausrichtung hat sich im Laufe der Jahre immer wieder verschoben – von Aerobic und Group Fitness über Pilates bis hin zu Yoga, Resilienz und Achtsamkeit. Der Fokus liegt dabei überwiegend auf dem Fitness- und Gesundheitssport. Wir schauen jedes Jahr, welche Trends am Markt sind, und passen das Programm an. Der Vorteil ist, dass wir Kurzlehrgänge mit Zertifikat anbieten können, die sich flexibel an neue Themen anlehnen.

Und dennoch bleiben auch nach 30 Jahren noch Herausforderungen. Vor allem das Ziel, deutlich mehr Teilnehmende außerhalb der eigenen Strukturen zu gewinnen, sei noch nicht vollends erreicht. Etwa 80 Prozent der Teilnehmenden sind nach wie vor Übungsleiter aus den Vereinen. Uns fehlt manchmal die Marketing-Power, um stärker nach außen zu wirken, räumt Shaghaghi ein. Kooperationen mit internationalen Entwicklern wie Antara®,  AROHA® und FASZIO® hätten dagegen gut funktioniert. Die Erfolgsgeschichte der DTB-Akademie ist ihr Fortbestehen – seit 30 Jahren mit aktuellen, hochwertigen Angeboten, findet sie.

Ein weiteres Markenzeichen der Akademie ist ihre gesellschaftliche Breite. Von Babys in Bewegung bis zu Programmen für Hochaltrige bietet sie heute ein Spektrum, das alle Zielgruppen abdeckt. Wir haben Spezialangebote für Senioreneinrichtungen, wir bilden Bewegungsexperten in der Altenpflege aus. Im Grunde geht es von der Wiege bis zur Urne, sagt Shaghaghi lachend.

Mit Blick nach vorn bleibt der Wunsch, die Marke DTB-Akademie noch stärker zu machen. Wir würden gerne noch mehr Landesturnverbände ins Boot holen, noch mehr Standorte aufbauen und damit in der Öffentlichkeitsarbeit noch sichtbarer werden. Vor allem wünsche ich mir, dass die Arbeit stärker von den ehrenamtlichen Gremien geschätzt wird, betont Shaghaghi. Trotz aller Herausforderungen blickt sie jedoch optimistisch in die Zukunft: Mein Wunsch ist der Fortbestand – und dass die Akademie auch in 30 Jahren noch als Marke wahrgenommen wird, die Trends aufnimmt und qualitativ hochwertige Bildung bietet.