Im Rahmen des Turnfestforums appellierte Turnfestbotschafter Dr. Eckart von Hirschhausen am Samstag (31.5.2025) für ein gemeinsames Handeln zugunsten einer gesunden und lebenswerten Zukunft – mit besonderem Blick auf die Rolle und Verantwortung des Sports und der Sportvereine bei der Förderung von Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Wandel.
Anschaulicher konnte man das Turnfestforum zum Thema „Gesunde Erde, gesunde Menschen“ nicht starten. Die Hitze unter dem großen Glasdach war saunaverdächtig – ein gelungener Spielball für Eckart von Hirschhausen, den er gerne aufnahm. Wie man sich vor Hitze schützen kann, ist eine der großen Fragen, die die Zukunft bestimmen.
Doch seine Herzensangelegenheit ist eine größere, dazu startet Dr. Eckart von Hirschhausen mit seinem Impulsvortrag: Es geht um die Gesundheit, die – bekanntermaßen – bei Menschen, die sich regelmäßig bewegen, besser ist. Es geht um körperliche Gesundheit, was beim Turnfest naheliegt, denn: „Turnen geht immer“. Es geht aber auch um geistige Gesundheit, um das Miteinander von Groß und Klein, Jung und Alt, um Gemeinschaft, Inklusion, Verständnis, um den Abbau von Vorurteilen – alles Aspekte und Werte, die der Sport in sich trägt. Und es geht – nicht zuletzt und vor allem – um die Gesundheit unseres Planeten. Denn wir brauchen unseren Planeten, und genau das bereitet Eckart von Hirschhausen Sorge: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde.
„Weil alle Menschen Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträgliche Temperaturen und ein friedliches Miteinander brauchen! – Und wenn man einen Tag lang Nachrichten schaut – weißt du, alle fünf Grunddimensionen sind in Gefahr.“
Von Hirschhausen findet zahlreiche anschauliche Beispiele, um die Notwendigkeit des Handelns zu unterstreichen – etwa das mit den Pinguinen, deren Lebensweise kein höheres Ziel hat, als ihre Spezies durch das Prinzip „Zusammenstehen“ zu erhalten. Genau dieses Prinzip – Zusammenstehen und gemeinsames Handeln – brauchen wir auch. Und hier kann der Sport einen wichtigen Beitrag leisten:
- Mobilitätswandel - Wir können mit dem Bus, der Bahn oder dem Fahrrad zum Training oder zum Turnfest fahren.
- Kunststoffe vermeiden - Wir könnten und sollten Kunstrasenflächen im Sport vermeiden – sie sind sehr schädlich für unsere Gesundheit; das Granulat fliegt durch die Luft, wir atmen es ein. Plastik kann generell vermieden werden, denn: „Wenn wir Plastik wegschmeißen, ist es nicht weg.“
- Gemeinschaft - Wir brauchen Sportveranstaltungen und Sportangebote, um in Gemeinschaft zu sein – "denn das ist die Grundlage unserer seelischen Gesundheit."
- Gesündere Ernährung - Wir können unsere Ernährung immer mehr auf pflanzenbasiertes Essen umstellen – mit wenig oder keinem Fleisch und Fisch.
Man kann sehr viel tun, um Nachhaltigkeit voranzubringen – und es wird auch schon vieles getan. Dazu befragte von Hirschhausen drei Gesprächspartner*innen auf der Bühne:
Heiko Rosenthal, Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport der Stadt Leipzig, gab einen Einblick, wie sich die Stadt auf Wetterextreme wie Hitze oder Überschwemmungen vorbereitet – zum Beispiel durch die Errichtung von „Wohlfühloasen“. Dazu gehören Begrünung, Verschattungen, Trinkwasserangebote sowie Räume für ältere Menschen und Kinder. Der städtischen Verdichtung wird entgegengewirkt und Freiräume für Baumpflanzungen geschaffen.
Ein wichtiger Punkt, den Dr. Eckart von Hirschhausen immer wieder betont, ist die Situation in den Turnhallen: „Die stammen fast immer aus einer Zeit, in der man sich nicht mit Hitze auseinandersetzen musste. Sie haben keine moderne Dachbegrünung, keine Klimaanlage.“ Auch das wird in Leipzig beim Schul-, Sportstätten- und Spielplatzbau mitgedacht. Die Infrastruktur wird baulich angepasst – inklusive Lösungen zur Regenwasserrückhaltung, um Überschwemmungen zu vermeiden.
Annette Wagner, seit 60 Jahren Mitglied im VTB Chemnitz, betont, dass nachhaltiges Engagement – wie sie es stets im Verein gelebt hat – wirksam ist: „Will ich eine gesunde Erde, dann kann ich das an der kleinsten Nahtstelle im Verein schon tun.“
Lena Recktenwald, Referentin für Nachhaltigkeit beim DOSB, setzt in ihrer Arbeit auf strukturelle Nachhaltigkeit: soziale, ökonomische und ökologische Komponenten werden dabei zusammengedacht.
Von Hirschhausen fragte konkret nach: „Wie kann man Menschen Lust darauf machen, mitzumachen und Nachhaltigkeit mitzudenken?“
„Es gibt ein riesiges Potenzial, Nachhaltigkeit voranzutreiben … Der Knackpunkt und zugleich der Schlüssel ist die Kommunikation“, erklärt Recktenwald. Es gehe darum, mehr Plattformen und mehr Sichtbarkeit zu schaffen.
Vieles kann man auf der DOSB-Webseite www.nachhaltige-sportveranstaltung.de erfahren – unter anderem auch zum Thema Ernährung, wenn man sich gesund, vegetarisch oder vegan ernähren möchte. In der Realität ist es häufig noch anders: „Da bleiben dann meist zum Schluss nur die Pommes“, bemerkt Recktenwald.
Zur Nachhaltigkeit gehört auch der bewusste Umgang mit Kleidung: etwa Käufe aus fairem Handel, das Weitergeben von Trikots unter Kindern und Jugendlichen sowie nachhaltige Kriterien beim Sportstättenbau.
Rosenthal bringt es zum Abschluss auf den Punkt: „Es ist eine Herausforderung – aber jede*r trägt Verantwortung. Es braucht Mut, Dinge voranzubringen – auch in der Politik.“