"Es war eine Achterbahn der Gefühle", brachte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam am Montag im Teamhotel auf den Punkt, was wohl alle dachten. Noch nie habe er selbst in seinen langen Jahren in der Szene eine solche Präsentation des Turn-Teams erlebt. "Schade, dass es dabei nicht gelungen ist, die Fortschritte der vergangenen Monate richtig rüberzubringen." So seien vor allem am Reck die Vorträge viel sauberer geworden, und am Boden hätten sich die Stände weiterentwickelt. Dies wurde während des Wettkampfs in der Schleyer-Halle ein wenig davon überschattet, dass sowohl am Barren als auch am Pferd jeweils ein größerer Fehler in die Wertung Eingang fand.
Geburtstagskind Andreas Toba, der seit heute 29 Jahre alt ist, lobte die Stimmung, "die man so nicht beschreiben kann". Er habe schnell gemerkt, "dass wir die Zuschauer brauchen", um etwa in den wichtigen Momenten die nötige Kraft aus sich herauszuholen. Diese hatten das verstanden und trugen unter anderem den Hannoveraner zu einem starken Mehrkampf (82,781). "Es war Gänsehautfeeling pur."
Lukas Dauser freute sich besonders über seinen gelungenen Barrenvortrag. "Ich wollte meine beste Leistung abrufen." Genau das habe er getan. "Ich glaube, viel besser kann ich diese Übung nicht turnen." Abgesehen von dem Abgang, nach dem er einen Schritt gemacht hatte. Das Geheimnis eines möglichen Erfolgs lag laut Dauser im Teamzusammenhalt. "Wir sind eine Mannschaft, in der charakterlich alle auf einer Ebene sind."
"Es war mein schönster Wettkampf überhaupt und hat Riesenspaß gemacht", schwärmte Nick Klessing. Da er erst am Boden erstmals zum Einsatz kam, hatte der Hallenser das Geschehen in der Arena anfangs auf dem Videowürfel in der Einturnhalle verfolgt und dann einen guten Einstand hinter sich gebracht. "Ich bin sehr stolz auf uns als Team." Ein persönlicher Wermutstropfen war jedoch für ihn, dass er seinen Sprung, einen Roche, nicht richtig in den Stand gebracht hatte. "Vielleicht hatte ich zu viel Energie."
Bundestrainer Andreas Hirsch resümierte: "Die Olympiaqualifikation war unser Ziel, und es war klar, dass das nicht leicht werden würde." Jetzt sei man in der "passiven Rolle" und könne nur noch abwarten und der Dinge harren, die sich am Montag im weiteren Verlauf der Qualifikation ergeben. "Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, mit einer Mannschaft die Olympiaqualifikation zu verpassen." Hirsch hofft, dass ihm dies auch diesmal erspart bleibt.