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Turn-Team Deutschland

Fazit zu den Olympischen Spielen 2021

19.08.2021 09:57

Was uns die diesjährigen Olympischen Spiele gelehrt haben und warum Bewegung einen Wert haben sollte.

Turnerinnen Sarah Voss, Pauline Schäfer-Betz, Elisabeth Seitz und Kim Bui im langen Anzug | Bildquelle: Tom Weller
Turnerinnen Sarah Voss, Pauline Schäfer-Betz, Elisabeth Seitz und Kim Bui im langen Anzug | Bildquelle: Tom Weller

Absagen? Verschieben? Durchziehen? Zuschauer*innen aus dem Ausland? Publikum komplett ausschließen? Selten hat die Durchführung von Olympischen Spielen so polarisiert, selten wurde so viel darüber diskutiert, noch nie musste das Publikum ausgeschlossen werden. Hinter der Sportwelt liegen denkwürdige Spiele, an die sicher alle auch in vielen Jahren noch besondere Erinnerungen haben werden. Eine ganz besondere Erinnerung aus Tokio hat auch Lukas Dauser mit nach Hause nehmen können: eine Silbermedaille!

1,5 – die Zahl steht für einen harten Weg

Das Frauenteam verpasste hauchdünn mit 1,5 Punkten das Mannschaftsfinale. Die Enttäuschung im ersten Moment war groß, es flossen Tränen, aber das darf auch sein. Schließlich war es ein harter Weg zu diesen Olympischen Spielen, der alle Teilnehmenden nicht nur körperlich, sondern auch mental auf eine besondere Probe stellte. 1,5 Jahre Pandemiezeit liegt hinter uns allen. Eine Zeit des Hoffens, eine Zeit des Bangens, ob die olympischen Spiele überhaupt stattfinden, ein Ziel für das die Athlet*innen jahrelang hinarbeiten und -fiebern. Doch wie sehr das an den Kräften zehrt, zeigte sich auch bei den Olympischen Spielen in Tokio.

Simone Biles zeigt mentale Schwäche und damit gleichzeitig ihre ganze Stärke

Eine Star-Athletin wie Simone Biles kennt keine Grenzen. Sie verzaubert uns immer wieder mit ihren Auftritten, sei es der "Triple Double" bei der Bodenkür – der gehockte Doppelsalto mit drei Schrauben oder ihre atemberaubende Balkenkür. Diesmal war alles anders. Die 24-Jährige stieg im Mannschafts-Finale nach dem ersten Durchgang aus. Der Druck war zu groß. Körper und Geist funktionierten nicht zusammen. "Ich weiß, buchstäblich nicht mehr, wo oben und wo unten ist", schilderte Biles auf Instagram. "Es ist das verrückteste Gefühl, keinerlei Kontrolle über deinen Körper zu haben." Der Körper setzt nicht mehr um, was ihm das Hirn befiehlt. Biles achtete auf ihr Innerstes, das Bauchgefühl und ging erst nach zwei Sitzungen mit einem Sportpsychologen am Schwebebalken im Finale an den Start. Die Amerikanerin zeigte eine Kür ohne jegliche Art von Schrauben und gewann Bronze.

Mit Simone Biles' Worten: "Wir sind nicht nur Entertainer, wir sind Menschen. Aber als Athleten verlieren wir manchmal den Kontakt zu unseren Gefühlen". Es zeigt uns, dass die Sportler*innen immer im Vordergrund stehen sollten, auch wenn es um Olympisches Gold geht. Das Wertvollste ist immer noch der Mensch.

Turnerinnen setzen Zeichen gegen Sexualisierung - und bewegen damit die ganze Welt

Einmal mehr haben die Turnerinnen ein Statement gesetzt, indem sie in einem langen Turnanzug an die Geräte gingen. Jede soll sich in ihrem Körper wohl fühlen können. Die Bilder mit den langen Turnanzügen gingen um die ganze Welt. Zuspruch gab es von allen Seiten, auch von anderen Olympiateilnehmenden. Nicht zuletzt hatten die Outfits im Beach-Handball für Kritik gesorgt. Regeln sollten für die Athlet*innen gemacht werden, nicht für die Zuschauenden.
"Als Teil der deutschen Turn-Nationalmannschaft sind wir für viele jüngere Sportlerinnen auch ein Vorbild und möchten ihnen damit eine Möglichkeit aufzeigen, wie sie sich auch in einer anderen Bekleidungsform ästhetisch präsentieren können, ohne sich bei bestimmten Elementen unwohl zu fühlen", so Sarah Voss.

Damit setzen die Frauen des Turn-Teams ein klares Zeichen. Sie sind die Vorbilder unserer nächsten heranwachsenden Gesellschaft, indem es auch darum geht, aufzustehen und sich für ein Thema stark zu machen.

Olympische Spiele – Sport und Bewegung sind mehr wert

Durch die Vorbilder in den jeweiligen Sportarten entwickeln sich sportliche Motive. In einer Pandemie, in dem es immer schwieriger wurde, sich zum Sport aufzuraffen, sich zu bewegen, kamen die Olympischen Spiele genau richtig, um sich selbst, sondern auch den Kindern zu zeigen, dass Sport auch Spaß machen kann, dass Sport für mehr Zufriedenheit sorgt. Dass es sich lohnt, für ein Ziel zu kämpfen und drauf hinzuarbeiten. Diese Werte sind unbezahlbar. Die Sportlerinnen und Sportler erzählen bei den Olympischen Spielen auch eine Geschichte – ihre Geschichte. Die Freude, den Körper in Form zu bringen, kleine Erfolge zu feiern, aber auch die Zugehörigkeit einer Trainingsgruppe – dies sind alles unbezahlbare Erfahrungen, die im Sport gemacht werden.

 

HTV | Ann-Kathrin Oberst und DTB | Sabine Weichert