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Sprossenwand - Magazin im DTB

Teamchefin Birgit Guhr im Interview

14.02.2006 09:07

Am vergangenen Wochenende hat das Präsidium des Deutschen Turner-Bundes Birgit Guhr zur Teamchefin für die Rhythmische Sportgymnastik ernannt. Die Landestrainerin und FIG-Kampfrichterin tritt mit dem Ziel an, die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2008 zu schaffen. Lesen Sie hier ein Interview mit der neuen Teamchefin.

Mit der 51-jährigen Leipzigerin übernimmt eine diplomierte Trainerin und somit ausgewiesene Fachfrau das neu geschaffene Amt der Teamchefin der Rhythmischen Sportgymnastik im DTB. Die 51-Jährige gehört von Beginn an (seit 2001) zum Kampfrichterpool des Internationalen Turnerbundes FIG, in den nur Jurorinnen mit der höchsten Qualifikation, nach intensiver Schulung und Prüfung persönlich berufen werden.

Frage: Frau Guhr, herzlichen Glückwunsch zur Berufung ins neue Amt. Welche Aufgaben hat eine Teamchefin?


Guhr: Ich bin verantwortlich für den Gesamtbereich Rhythmische Sportgymnastik im DTB, für Einzel und Gruppe - für die Umsetzung der Aufgaben und Ziele, die der DTB an das Fachgebiet stellt.

Was heißt das im Einzelnen?


Guhr: In meiner Tätigkeit geht es um die Planung, Entwicklung und Koordination mit dem gesamten Trainerteam, vom Jugendbereich bis zur Spitze. Dazu gehört die Erarbeitung von Rahmentrainingsplänen, inhaltliche Planungen für die verschiedenen Bereiche, die jeweilige Kontrolle und Auswertung. All das ist auf Langfristigkeit, auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Wobei die enge Zusammenarbeit mit dem Trainerteam das A und O ist.

Haben Sie überlegen müssen oder sofort zugesagt?


Guhr: Ich habe ein bisschen gezögert, weil ich eine halbe Trainerstelle beim TuG in Leipzig aufgeben muss. Eine halbe behalte ich, die andere Hälfte bin ich Teamchefin. Den Ausschlag hat gegeben, dass ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Kampfrichterchefin für den DTB schon viele der jetzt anstehenden Aufgaben wahrgenommen habe und dass das Freiwerden der halben Stelle in Leipzig auch eine Chance ist, weil noch jemand anderes dazukommt.

Wer gehört zum engsten Team?


Guhr: Cheftrainerin Livia Medilanski, Bundestrainerin Galina Ellert als Verantwortliche Gruppentrainerin, Vera Silaeva und der Choreograph/Ballettmeister Wladimir Komkow,
für Einzel Elena Khadartsev (JEM-Kader), Galina Krilenko und Tatjana Postrigan (P-Kader).

Welche realistischen Ziele können die deutschen Gymnastinnen - optimale Bedingungen vorausgesetzt - in den nächsten Jahren erreichen?


Guhr: Unsere internen Zielstellungen sind sehr klar formuliert, und sie sind sehr hoch. Wer unsere Sportart ein wenig kennt, weiß aber, dass es vollkommen unrealistisch wäre, Medaillenränge bei internationalen Meisterschaften zu erwarten. Im Einzel ist das unter westeuropäischen Bedingungen nicht machbar. Da hat in den vergangenen Jahren eine Entwicklung stattgefunden, bei der Russland, Weißrussland und die Ukraine einen Vorsprung haben, der für uns unaufholbar ist. In der Gruppe hingegen gelten andere Prioritäten, und da können wir – eine allzeit kontinuierliche Entwicklung vorausgesetzt – international schon vorn mitreden.

Was wünschen Sie sich persönlich für die neue Tätigkeit?


Guhr: Das Wichtigste für mich ist, dass wir die gemeinsame Planung auch umsetzen. Dass wir nach einem Jahr sagen können, wir haben vielleicht nicht alle Probleme gelöst, aber wir sind es gemeinsam angegangen, es war der richtige Schritt, und so machen wir auch weiter.

Bleiben Sie auch international als Kampfrichterin im Einsatz?


Guhr: Auf jeden Fall. Zum einen bin ich im FIG-Kampfrichterpool, zum anderen ist es die beste Möglichkeit, an der Entwicklung der RSG dranzubleiben. In unserer Sportart laufen alle Neuerungen über die Wertungsvorschriften, da hat man als Kampfrichterin oft einen Wissensvorsprung.  Anders verhält es sich mit dem Technischen Komitee Gymnastik/RSG im DTB. Dort war ich Kampfrichterverantwortliche – ein Ehrenamt, das mit der neuen Funktion nicht mehr vereinbar ist. Es tut mir leid, das Gremium verlassen zu müssen, denn wir haben gemeinsam in meinem Bereich viel aufgebaut. Aber mit Birgit Beiße aus Hannover konnten wir eine kompetente Nachfolgerin im Amt gewinnen.

Wenn wir dieses Interview in einem Jahr wieder führen, welche Frage würden Sie dann gern beantworten?


Guhr: Eine nach meinem Team. Das ist für mich das wesentlichste Kriterium der neuen Tätigkeit, das möchte ich erreichen: Teamarbeit. Die Betonung liegt also auf Team bei der Teamchefin…

Das Gespräch führte Sonja Schmeisser