Indiaca-WM in Bietigheim-Bissingen
Diesen Sommer ermitteln die leistungsstärksten Indiacaspieler den Weltmeister bei Frauen, Männern und Mixed-Teams. Deutschland geht in fünf der sechs Spielklassen als Titelverteidiger an den Start und ist zudem erstmals Gastgeber der internationalen Titelkämpfe.
Vom 23. bis zum 27. Juli 2013 richtet der TSV 1848 Bietigheim e.V. die 4th Indiaca World Championships aus, an denen zusammen mehr als 30 Teams aus sieben Nationen teilnehmen werden.
Nie zuvor fand in Bietigheim-Bissingen eine Weltmeisterschaft statt. Zur internationalen Premiere erwarten die Beteiligten anlässlich der 4. Indiaca-WM aus gegebenem Anlass nicht allein spannende Begegnungen auf dem Spielfeld, sondern auch ein attraktives Rahmenprogramm.
Die Sportart Indiaca wird seit einigen Jahren zunehmend populärer – nicht nur, aber insbesondere auch in Deutschland. Die Gründe für diese Entwicklung liegen nahe: Das Turnspiel zählt zu den sportlichen Aktivitäten, die bis ins hohe Alter ausgeübt werden können, und es besteht die Möglichkeit, geschlechtergemischte Teams zu bilden. Indiaca lässt sich außerdem vergleichsweise schnell erlernen, es ist keine teure Ausrüstung erforderlich, um der Sportart nachgehen zu können, und das Verletzungsrisiko fällt gering aus.
„Das Tolle an Indiaca ist, dass es aufgrund der Flugeigenschaften des Spielgeräts durchaus möglich ist, sehr schnelle Spiele zu haben, die dynamisch und rasant sind. Indiaca kann aber auch gemächlich ablaufen. So können Jung und Alt Spaß daran haben und es entstehen immer ein schöner Wettbewerb und heiß umkämpfte Spiele“, beschreibt Stefan Müller, Leiter des WM-Organisationskomitees, welche Faszination des Mannschaftssports aus seiner Sicht mit sich bringt.
Im Kern geht es bei Indiaca darum, das Spielgerät – die „Indiaca“– mit der Hand so in das gegnerische Feld zu schlagen, dass die andere Mannschaft es nicht mehr regelkonform zurückspielen kann. Indiaca ähnelt damit stark dem Volleyballspiel, es gestaltet sich jedoch insgesamt weniger. Bei Wettkämpfen stehen sich in jeder Begegnung zwei Teams mit jeweils fünf Frauen bzw. Männern bzw. Frauen und Männern gegenüber. Ein Netz trennt die Mannschaften voneinander, das Spielfeld misst insgesamt 16 x 6,10 m.
Bei der 50-60 g leichten Indiaca handelt es sich um ein flaches, gelbes Kissen aus Schaumstoff, welches mittig mit vier großen, roten Federn von Puten aus den USA versehen ist. Diese ermöglichen verbesserte Flugeigenschaften. Das Turnspiel stammt aus Südamerika, wo es sich – unter dem Namen „Peteka“ – bereits seit mehreren hundert Jahren großer Beliebtheit in der Bevölkerung erfreut. Im Jahr 1936 erlebte der deutsche Sportlehrer Karlhans Krohn bei einer Reise nach Brasilien, wie zahlreiche Menschen an der Copacabana begeistert die Mannschaftssportart ausübten – und brachte das Spiel sozusagen mit nach Hause. Die Bezeichnung „Indiaca“ geht ebenfalls auf Karlhans Krohn zurück: Er kreierte diesen Begriff aus den Wörtern „Indianer“ und „Peteka“, als er – um das Spiel auch in Deutschland salonfähig zu machen – seinen ersten „serienreifen“ Ball geschaffen hatte. Forscher gehen davon aus, dass ein bei Indianerstämmen in Bolivien gefundener archaischer Federball aus zusammengelegten Maisblättern die Urform der Peteka darstellt.
Zunächst, Anfang der 1950er-Jahre, spielten kirchliche Jugendgruppen in Baden-Württemberg Indiaca. Ab den frühen 1970er-Jahren wurde die Mannschaftssportart auch abseits der kirchlichen Jugendarbeit verstärkt betrieben. Inzwischen haben in Deutschland knapp 60 Vereine auch oder sogar ausschließlich Indiaca in ihrem Angebot. 1990 wurde hierzulande ein einheitliches Regelwerk für die Teamsportart ins Leben gerufen, ein Jahr später übertrug der bis zum Jahr 2006 existierende Deutsche Sportbund (DSB) dem DTB das Alleinvertretungsrecht für Indiaca. Deutsche Meisterschaften werden allerdings erst seit 1998 regelmäßig durchgeführt. Auch WM-Ausrichter TSV Bietigheim holte schon mehrere DM-Titel: nämlich vier im Seniorenbereich. Die regulären Turniere werden übrigens alle indoor ausgetragen.
Der Indiaca-Weltverband (IIA) existiert seit dem Jahr 2000. Deutschland gehört zu den Gründungsmitgliedern. Und auch der Verbandschef ist ein Deutscher: Seit 2009 führt Karlheinz Bührer (Malterdingen) die IIA, die aktuell acht Mitglieder zählt. Die ersten Weltmeisterschaften fanden 2001 in Estland statt, es folgten Titelkämpfe 2004 in Japan und 2008 in Luxemburg. Die deutschen Indiaca-Spieler agierten dabei stets überaus erfolgreich: 2001 holten sie vier von sechs Titeln, 2004 gab es drei Goldmedaillen und 2008 sogar fünf. Allerdings: „Die Leistungsstärke der Verbände hat nicht nur insgesamt sehr zugenommen, sondern sich auch recht stark angeglichen. Insofern ist ein richtig hochklassiges Turnier mit engen Spielen zu erwarten“, blickt IAA-Chef Karlheinz Bührer voraus.
Austragungszeitraum/-ort: 23.-27.07.2013; EgeTrans Arena, Schwarzwaldstraße 40, 74321 Bietigheim-Bissingen (vgl. www.ellentalarena.de)
Turnierablauf: 23.07.: 18.00 Eröffnungsfeier; 24./25.07.: jeweils ab 9.00 Uhr Vorrundenspiele; 26.07.: ab 9.00 Uhr Halbfinalspiele/Spiele um den dritten Platz/Platzierungsspiele; 27.07.: ab 10.00 Uhr Finalspiele, 17.00 Uhr Siegerehrungen, 18.00 Uhr Abschlussparty
Teilnehmende Nationen (7): Belgien (Offene Klasse: Männer, Mixed), Deutschland (Offene Klasse: Frauen, Männer, Mixed; Senioren: Frauen, Männer, Mixed), Estland (Offene Klasse: Frauen, Männer, Mixed; Senioren: Frauen, Männer, Mixed), Japan (Offene Klasse: Frauen, Männer, Mixed; Senioren: Frauen, Männer, Mixed), Luxemburg (Offene Klasse: Frauen, Männer, Mixed; Senioren: Frauen, Männer, Mixed), Polen (Offene Klasse: Mixed; Senioren: Mixed), Schweiz (Offene Klasse: Frauen, Männer, Mixed; Senioren: Frauen, Männer, Mixed)
Eintrittspreise:
Kategorie I Jugendliche, Geburtsjahr 1995 bis 1998 3,00 € für beide Tage
Kategorie II Erwachsene, Geburtsjahr 1948 bis 1994 5,00 € für beide Tage
Kategorie III Kinder, Geburtsjahr 1999 und später
Rentner, Geburtsjahr 1947 und früher Eintritt frei
Detaillierte/weitere Informationen:
www.indiaca-wm2013.de
www.indiaca-dtb.de
www.indiaca-wm2013.de/deutsch/ticketsshop/
