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DTB Ratgeber

Demenzprophylaxe

17.04.2019 09:57

Gegen Demenz kann man nichts machen? Doch! Durch Bewegung, Gedächtnistraining, Alltags-Übungen und Dual-Task-Aufgaben kann man der Demenz vorbeugen. Ohne großen Aufwand können Übungen in der Praxis in Form einer Übungsstunde aber auch im alltäglichen Leben durchgeführt werden.

von Andrea Reitz, Bettina Jasper und Verena Heier

Mit zunehmendem Alter kommt es zu physiologischen Veränderungen der Organe, Muskeln und Knochen. Dadurch werden wir im Alter anfälliger für Krankheiten. Ein paar typische „Alterskrankheiten“ sind Parkinson, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Demenzerkrankungen. Die deutsche Alzheimergesellschaft berichtet im Jahr 2018 von einer gegenwärtigen Anzahl von 1,7 Millionen Demenzerkrankten in Deutschland. Weiter beschreiben sie eine Prognose von 3 Millionen Demenzerkrankten bis 2050. Bei einer Demenz kommt es zu einem Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Betroffene verlieren merklich zunehmend ihre eigene Persönlichkeit und sie werden pflegebedürftig. Für die Betroffenen selbst und für die Angehörigen kommt es meist zu einer großen psychischen Belastung. Wie bei den meisten Erkrankungen können u.a. Genetik, Umwelt, Ernährung, Bewegungsmangel und Alkohol-/Tabakkonsum mögliche Ursachen sein.  Durch Bewegung, gesunde Ernährung und dem Interesse Neues zu erproben kann man gegen Demenz vorbeugen.

Senioren erleben die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten in angenehmer Atmosphäre als Bereicherung und Steigerung der Lebensqualität. Einer sozialen Isolation wird dadurch vorgebeugt und der Wortschatz wird gesteigert. Der Spaß steht dabei im Vordergrund und das Training erfolgt in einem Blamage-freien Raum. Durch gezielte Förderung wird die Selbstständigkeit verbessert und das Training setzt natürliche Glückshormone frei. Zufriedenheit und eine Steigerung des Selbstwertgefühles sind das Ergebnis. Ganzheitliches Gedächtnistraining ist für jedes Alter geeignet. Die Förderung von Konzentration und Wahrnehmung ist ebenso wichtig, wie das Vermitteln von einfachen, aber wirkungsvollen Merkstrategien.

Durch Fingerübungen, Bewegungselemente mit Musik, dem Einsatz von verschiedenen Materialien werden Alltagssituationen durchleuchtet und erklärt. Ohne großen Aufwand kann man Übungen in den Alltag einbauen, z.B. mit der nicht dominanten Hand die Zähne putzen, die Zeitung umdrehen und falsch herum lesen, einen anderen Heimweg wie gewohnt nach Hause fahren. Außerdem haben Studien gezeigt, dass Standard-Tanzen sowie Dual-Task-Aufgaben sehr effektiv auf Demenz wirken. Bei Dual-Task-Aufgaben werden Denkaufgaben mit Bewegungsaufgaben kombiniert. Ein paar Beispiele für die Praxis:

 

Schlangenkopf

  • Die TN teilen sich auf in kleine Gruppen je 4 bis 6 Personen, die sich jeweils als Schlange hintereinander gehend kreuz und quer durch den Raum bewegen.
  • Wer vorweg geht, also den Kopf bildet, ist die Nummer 1, gefolgt von Nummer 2 usw. Abwechselnd benennen die TN immer eine beliebige Person als neuen Schlangenkopf, indem sie deren Nummer rufen. Wird als Nummer 3 aufgerufen, schert sie aus, überholt die Nummern 1 und 2 und setzt sich als Kopf vor die anderen. Sie wird damit neu Nummer 1 und die nachfolgenden TN passen ihre Nummern entsprechend an. Es gilt also ständig aufzupassen, wie sich die eigene Nummer verändert.

 

Mauerball

  • Die Teilnehmenden (TN) stehen oder sitzen vor einer Wand und haben jeweils einen leichten Ball, z. B. einen Redondoball®.
  • Auf unterschiedliche Arten den Ball immer wieder an die Wand werfen, so dass er zurückprallt und wieder gefangen werden kann. Viele ältere Menschen, insbesondere Frauen, kennen dieses Spiel aus ihrer Kindheit unter unterschiedlichen Bezeichnungen wie Ballprobe oder Mauerball.
  • Gleichzeitig mit den Wurfübungen Zähl- oder Rechenaufgaben lösen, z. B.
     - zählen und immer 3 addieren, also 3 – 6 – 9 usw. | oder bei 5 beginnen, also 5 – 8 – 11 usw.
     - wie oben, aber rückwärts, bei 100 beginnen und jeweils 4 abziehen, also 100 – 96 – 92 usw.
  • Wie oben, aber paarweise üben, A wirft und B fängt. Gezählt wird im Wechsel.
  • Wie oben, aber dabei
    - im Tandemstand stehen,
     - auf einer instabilen Unterlage stehen, z. B. Balance Pad.

 

Ballprellen und Wörter nennen

  • Sitzend oder im Stand gleichmäßig einen Ball prellen.
     Möglichst unabhängig vom Takt der Ballbewegung zu einem vorgegebenen Thema Begriffe nennen, z. B.
    - beliebige Vornamen,
     - Wörter rund um das Thema „Ferien“,
     - alles, was rund ist usw.
  • Wie oben, aber paarweise üben und den Ball gegenseitig zu prellen. Der Ball bleibt stetig in Bewegung, wird nicht festgehalten! Im Wechsel Begriffe nennen, losgelöst vom Takt des Balls. Der Wechsel beim Wörternennen kann ungleichmäßig erfolgen, eine Spielerin nennt nacheinander zwei Wörter, der andere nur einen usw.
  • Wie oben, aber es wird mit zwei Bällen geprellt, einen mit der rechten, einen mit der linken Hand. (Sehr anspruchsvoll!)

 

Blau – rot – gelb

  • Geübt wird paarweise oder in kleiner Gruppe. Alle bewegen sich gehend fort – in der Halle oder in der Natur.
  • Vor dem Start Bewegungen verabreden, die den drei Farben zugeordnet werden, z. B.
     - Blau = Schwimmbewegungen mit beiden Armen,
     - Rot = Stampfen mit beiden Füßen am Platz,
     - Gelb = drei große Schritte vorwärts gehen.
  •  Während des Gehens nennt abwechselnd immer ein(e) (TN) einen beliebigen Begriff, der nach allgemeinem Verständnis einer bestimmten Farbe zuzuordnen ist, z. B. Sonne = Gelb, Kirsche = Rot usw. Nach jeder Nennung führen alle die entsprechende Bewegung aus.