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Team Gerätturnen

Im eigenen Land ein neues Märchen schreiben

05.06.2019 11:19

Deutsche Turnerinnen und Turner kämpfen bei WM in Stuttgart um Olympiatickets und Medaillen.

Felix Remuta, Nils Dunkel, Lukas Dauser, Andreas Toba und Nick Klessing beim EnBW DTB Pokal 2019 in Stuttgart | Bildqulle: Chen
Felix Remuta, Nils Dunkel, Lukas Dauser, Andreas Toba und Nick Klessing beim EnBW DTB Pokal 2019 in Stuttgart | Bildqulle: Chen

Deutsche Turnerinnen und Turner kämpfen bei WM in Stuttgart um Olympiatickets und Medaillen 

2007 schrieben die deutschen Turnerinnen und Turner bei den Heim-Weltmeisterschaften in Stuttgart ihr ganz eigenes Märchen. Angetrieben von Tausenden begeisterter Fans sicherten sich die Männer von Cheftrainer Andreas Hirsch damals neben dem Olympiaticket für Peking sensationell bronzenes Edelmetall im Mannschaftswettbewerb. Der Wetzlarer Fabian Hambüchen komplettierte den Medaillensatz mit einem zweiten Platz im Mehrkampffinale sowie Gold am Königsgerät Reck. Auch die Frauen des Deutschen Turner-Bundes (DTB) hatten Grund zum Jubeln: Unter Teamchefin Ulla Koch qualifizierte sich erstmals seit 1992 wieder eine Riege für die Spiele im Jahr darauf.  

Doch es wurde damals noch viel mehr in Gang gesetzt. Das zuvor eher als angestaubt geltende Turnen war plötzlich wieder in und Gesprächsthema im Land. Nun soll sich dieses Hoch wiederholen und man möchte mit Turnen neue Zeichen setzen. 

Bereits zum dritten Mal nach 1989 und 2007 werden vom 4. bis 13. Oktober in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Titelkämpfe der weltbesten Bewegungsartistinnen und -artisten ausgetragen. Erneut geht es dabei darum, welche Nationen sich für die olympischen Entscheidungen ein Jahr später in Tokio empfehlen können. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen haben die drei besten Teams der Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Doha bereits ihre Startplätze sicher. Jeweils neun sind noch zu vergeben, wobei beide deutschen Mannschaften den Trip nach Japan buchen sollen. 
 
Für Andreas Hirsch ist „das Turnjahr mit der Heim-WM ein ganz besonderes. Eine erfolgreiche WM mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele – so lautet die Aufgabe, die alle Bemühungen von uns 2019 prägen wird“. Ulla Koch ergänzt: „Das gesamte Turn-Team geht diese Aufgabe hochmotiviert und konzentriert an. Wir wollen diese Chance nutzen und uns sowie das Turnen positiv im ganzen Land präsentieren“. 

 
Auch in den Einzelentscheidungen wollen die Gastgeber vom Turn-Team Deutschland eine Rolle spielen. Dass sie das können, haben einige von ihnen in der Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen: So gewann die Stuttgarterin Elisabeth Seitz bei der WM in Katar Bronze am Stufenbarren. Die Chemnitzerin Pauline Schäfer und die Ludwigsburgerin Tabea Alt beeindruckten 2017 mit WM-Gold und -Bronze am Schwebebalken, und die ebenfalls in Sachsen trainierende Sophie Scheder wurde 2016 an den Holmen Olympiadritte in Rio de Janeiro. Bei den Männern glänzte der Unterhachinger Marcel Nguyen 2012 in London mit zweimal Silber. Clubkollege Lukas Dauser erkämpfte sich die gleiche Medaillenfarbe bei den Europameisterschaften 2017 im rumänischen Cluj am Barren. Hambüchen hat seine eigene herausragende Karriere zwar nach seinem Reck-Triumph in Rio de Janeiro beendet, wird jedoch als WM-Botschafter seinen früheren Kollegen zur Seite stehen. 

Die Konkurrenz ist allerdings hart. Knapp Turnerinnen und Turner aus 92 Nationen haben für die WM gemeldet. Das ist Rekord und gab es bei einer WM bisher noch nicht. 

Die Liste der Stars führt bei den Frauen die sprunggewaltige Amerikanerin Simone Biles an, die seit sechs Jahren die internationale Szene wie keine andere zuvor dominiert und neben vier olympischen Goldmedaillen bereits 14 WM-Titel auf ihrem Konto hat. Bei den Männern sind nach langen asiatischen Siegesserien zuletzt die Russen um Mehrkampfweltmeister Artur Dalalojan wiedererstarkt. Doch die Entwicklung im Turnen zeigt, dass mittlerweile aus unterschiedlichsten Ländern hochtalentierte Bewegungskünstler in der Spitze dabei sind.   

Spektakuläre Schwünge und Sprünge sind also programmiert, wenn es um insgesamt 14 Titel geht. Doch nicht nur in der Arena soll geturnt werden. Die ganze Stadt wird in Bewegung gebracht. Rund um den Schlossplatz wird es zahlreiche Aktionen geben, darunter die, 5000 Schüler gleichzeitig einen Salto turnen zu lassen. Im Theaterhaus ist unter dem Titel "Salto Mondiale" eine Show mit Tanz und Akrobatik geplant, und auch sonst wollen sich die Organisatoren einiges einfallen lassen, um zu zeigen, dass Turnen modern und vielseitig ist.  

Rund 100.000  Zuschauer werden zu dem Event erwartet, 650 Volunteers sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Dazu kommen 18 Stunden Live-Übertragung im Fernsehen, die erneut dafür sorgen könnten, dass das ganze Land von einmaligen Leistungen und Momenten bewegt wird und somit vielleicht mitschreiben kann an einem neuen Märchen.