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Turnjugend

Annika ist ein J.E.D.I

17.02.2020 08:55

Die 20-Jährige mit Handicap engagiert sich im Projekt J.E.D.I. der DTJ. Annika Kühne ist 20 Jahre alt und angehende Erzieherin. Beim TSC Strausberg engagiert sie sich als ÜL-Assistentin im Kinderturnen und ist im positiven Sinn verrückt nach Turnen.

Bildquelle: privat

Was sie von anderen jungen Menschen unterscheidet: Trotz einer angeborenen Behinderung turnt sie selbst leidenschaftlich gerne und gibt diese Leidenschaft mit Freude an Nachwuchsturner*innen weiter. Sie kennt keine Barrieren und Hindernisse, deshalb hat sie auch vom 2.-3. November 2019 am Workshop „Sportarten inklusiv“ der Deutschen Turnerjugend in Frankfurt teilgenommen. Hier hat sie sich als Expertin in eigener Sache aktiv eingebracht. Die Lebensfreude, die sie ausstrahlt, ist ansteckend und gleichzeitig betont sie, dass sie aufgrund ihrer Krankheit oft unterschätzt wird.

DTJ: Hallo Annika, vielen Dank, dass du uns einen Einblick in dein Engagement für das Turnen gibst. Wie bist du dazu gekommen ÜL-Assistentin im Kinderturnen zu werden?

Annika: Seit dem ich denken kann, hat mich meine Mom (Annikas Mutter ist Turntrainerin, Anm. der Redaktion) schon immer mit in die Turnhalle genommen. Leider konnte ich Kinderturnen nicht immer aktiv ausüben, meine Krankheit hat mich oft ausgebremst! Aber ich habe meiner Mom immer über die Schulter geschaut, wenn sie Gruppen trainierte und da ich immer dabei war, habe ich auch kleine Aufgaben bekommen. Es lag also nah, da eine Ausbildung anzustreben, die ich dann dank der Märkischen Turnerjugend (MTJ) auch bestanden habe.

DTJ: Welche Aufgaben erledigst du dort?

Annika: Im Moment betreue ich keine feste Gruppe, da ich es leider durch meine Ausbildung gerade nicht schaffe. Aber in der Vergangenheit habe ich mich beim KST (Kinderspielturnen) immer um die Erwärmung und das Abschlussspiel gekümmert. In der TTS (Turn-Talentschule) Vorschule war meine Aufgabe - naja, ich weiß nicht genau wie ich es sagen soll - dort musste ich drauf achten, dass die Basics erlernt werden und die Kinder eine gute Grundausbildung bekommen.

DTJ: Was macht dir dabei am meisten Spaß?

Annika: Es ist eindeutig der Umgang mit den Kindern. Es macht Freude zu sehen, wie sich die kleinen weiterentwickeln. Da ich in der Kita arbeite, kann ich beide Sachen sehr gut miteinander verbinden, und lerne viel dazu. Was mir auch richtig Spaß macht: die größeren Kinder beim WK zu begleiten und manchmal auch zu trösten.

DTJ: Was kannst du besonders gut, oder sogar besser als andere?

Annika: Ich kann mir am besten von allen immer gleich die Namen merken. Ich weiß nicht warum, aber wenn die kleinen Mäuse weinen, wollen sie immer bei mir auf den Arm. Es gab Zeiten, da wollte das eine oder andere Kind nur mit mir in die Halle gehen. Also in Kinderbeschäftigen bin ich die Nummer 1 bei uns.

DTJ: Was sind die größten Herausforderungen?

Annika: Meine Herausforderung für die Zukunft wäre es, mal eine Gruppe selbst zu leiten. Ansonsten sehe ich als Herausforderung, andere Menschen zu überzeugen, dass ich auch mehr kann als man mir zutraut. Das ist anstrengend, dass immer wieder beweisen zu müssen!

DTJ: Bist du bei den Turnstunden allein oder macht ihr das mit mehreren?

Annika: Ich bin als Assistenten natürlich nicht alleine! Meistens haben alle ihre festen Aufgaben beim Training. Manchmal haben wir Stationsbetrieb. Rolle Lernen, Balancieren, Stützeln am Barren, das ist für mich kein Problem!

DTJ: Du bist jetzt ÜL-Assistentin, möchtest du noch weitere Ausbildungen machen?

Annika: Ja… Die Trainer C Ausbildung im Kinderturnen reizt mich sehr! Der Kampfrichter D wäre für mich auch interessant. Bei so kleinen Vereinsmeisterschaften oder Weihnachtsturnen wäre dies ein toller Einsatz für mich.

DTJ: Wir sind dabei ein inklusives Tuju-Team aufzubauen. Warum möchtest du hier gerne mitmachen?

Annika: Durch die MTJ hatte ich 2017 die Chance bei der Tuju-Party teilzunehmen - ich war total überwältigt. Mein gelbes Einlassbändchen trage ich mit Stolz bis heute an meinem rechten Handgelenk. Ich Rede gerne und viel, vielleicht gibt es da eine passende Aufgabe für mich. Ich bin für alles offen und wofür ich gebraucht werde.

DTJ: Was ist dein größter Wunsch als Trainerin, als Turnerin oder als Mensch?

Annika: Mein größter Wunsch wäre es zu Turnen, wie wenn man kein Handicap hätte. Meine Krankheit macht mir oft einen Strich durch die Rechnung. Ein Wunsch ging schon bereits in Erfüllung: Ich durfte unsere Turnstars live in Brandenburg bestaunen. Als Übungsleiterin wünsche ich mir, eine Turngruppe für Menschen wie mich zu eröffnen, damit sie es auch erleben können, sich in einer Turnhalle zu bewegen, und die Geräte auszuprobieren. Für mich selbst wünsche ich mir, dass ich weiter mit Kindern arbeiten darf und gesund bleibe.

Zum Schluss möchte ich hier die Chance noch nutzen, um mich bei einigen zu bedanken! Meine Eltern die mich immer unterstützen und die ich sehr liebe, den TSC Strausberg, die MTJ und den MTB (Märkischer Turnerbund).