Jetzt lesen:
Sprossenwand - Magazin im DTB

Kinderturnen

Kinder stark machen im Turnverein

12.10.2020 08:03

Sarah Voss ist neue „Kinder stark machen“ Botschafterin. Im Folgenden finden Sie das Interview mit Sarah Voss, Alfons Hölzl, dem DTB-Präsident sowie Julia Schneider, Vorstandsmitglied für Kinderturnen der DTJ.

Bildquelle: Sarah Voss © DTB / Dedicated Sports

Zunächst eine Frage an alle: Wie geht es Ihnen? Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie aktuell auf Ihre Tätigkeit? Was ist (wieder) möglich?

Hölzl… Die Situation war für alle nicht einfach. Wir mussten uns an viele Veränderungen gewöhnen. Dies ist zum Glück überwiegend gelungen und nun gilt es, diszipliniert zu bleiben und eine zweite Infektionswelle tunlichst zu vermeiden. Ich persönlich habe die Einschränkungen wie alle Menschen bundesweit erfahren. Abstand halten war und ist die oberste Devise. Dafür muss man auch Einschnitte in Kauf nehmen.

Schneider… Mir persönlich geht es soweit sehr gut. Insgesamt ist die aktuelle Situation aber natürlich für uns alle ungewohnt und löst in vielerlei Hinsicht gemischte Gedanken und Gefühle aus. So sind eben auch die Auswirkungen der Pandemie für uns als Deutsche Turnerjugend spürbar. Viele unserer Projekte und Veranstaltungen können nicht so umgesetzt werden, wie sie geplant waren und müssen daher oft sehr kurzfristig neu gedacht und an die regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Das sind für uns bzw. natürlich für alle Ehrenamtlichen in unseren Strukturen große Herausforderungen, die zusätzlich zu den privaten und beruflichen Unsicherheiten gemeistert werden müssen.

Voss… Mir geht es zurzeit sehr gut! Bis vor einigen Wochen war es mir noch immer nicht möglich, in meiner eigentlichen Trainingshalle in Köln zu trainieren. Dies hat sich mittlerweile geändert und wir können nun mit insgesamt 20 Personen nachmittags in die Halle gehen. Das Team ist weitestgehend wieder vereint und es tut gut, wieder gemeinsam an seinen Zielen arbeiten zu können. Glücklicherweise war zudem vom 17.8. bis 21.8. wieder ein Lehrgang möglich, bei dem die Nationalmannschaft unter strengen Auflagen zusammenkommen konnte. Das hat mir einen großen Motivationsschub gegeben.

Herr Hölzl, wie sieht es derzeit in Deutschlands Turnvereinen aus? Ist eine Kinder- und Jugendarbeit wieder möglich?

Hölzl… Wir haben es mit einem guten Hygienekonzept geschafft, den Sport auch für unsere jüngeren Mitglieder in den Hallen unter bestimmten Auflagen wieder möglich zu machen. Mir sind keine Corona-Hotspots im Zusammenhang mit dem Sport bekannt – zumindest bis dato nicht. Das sollte uns allen Mut machen und ein gutes Argument dafür sein, Kinder- und Jugendsport im Rahmen der behördlichen Verordnungen in den Vereinen anzubieten. Denn der Sport ist gerade für Kinder und Jugendliche in physischer wie sozialer Hinsicht sehr wichtig.

Frau Schneider, viele Kinder haben ihre Freundinnen und Freunde im Verein vermisst. Wie steht es jetzt um das Kinderturnen?

Schneider… Zunächst hat der Lockdown doch gezeigt, wie wichtig und wertvoll das Kinderturnen ist. Vor allem, weil es den Kindern neben Kindergarten und Schule ein weiteres soziales Umfeld bietet, wo lebenswichtige Erfahrungen gesammelt werden und Freundschaften entstehen können. Jedoch gibt es auch nach Aufhebung des Lockdowns noch sehr viele Unklarheiten. Die Vorgaben zu Gruppengrößen, Hygienemaßnahmen usw. sind von Land zu Land oder gar von Stadt zu Stadt verschieden und können sich je nach Infektionszahlen auch täglich noch ändern. Als Lehrkraft an einer hessischen Schule kann ich nur zu gut nachempfinden, welche enorme Belastung die fehlende Verlässlichkeit für Übungsleitungen und Vorstände darstellt. Daher können wir dankbar sein für jede Übungsleitung und jeden Verein, der sich diesen Herausforderungen stellt und dementsprechend eine große Verantwortung auf sich nimmt.

Sarah, Du bist als Botschafterin neu im „Kinder stark machen“-Team. Warum engagierst Du Dich hier?

Voss… Ich möchte mich sehr gerne für Kinder stark machen! Mir selbst hat der Sport sehr viel gegeben und das möchte ich an jüngere Generationen weitergeben. Ich arbeite sehr gerne mit Kindern zusammen und auch in meinem Team bin ich die Älteste und versuche immer wieder den Jüngeren Tipps mit auf den Weg zu geben und ihnen gut zuzusprechen. Ich liebe es vor allen Dingen die Freude in den Augen der Kinder zu sehen, wenn sie Spaß haben, dabei ihre Grenzen austesten und über sich hinauswachsen. All das prägt sie für die weiteren Jahre und macht sie stark.

Herr Hölzl, der Deutsche Turner-Bund und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung arbeiten ja schon lange zusammen. Warum und wie stärken die Turnvereine die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern?

Hölzl… Das Kinderturnen stellt ja die Bewegungsangebote unserer Turnvereine dar. Dabei geht es einerseits um Bewegungserfahrungen für Kinder wie Springen, Werfen, Schwingen, Hangeln, Rollen und Drehen um alle Körperachsen, andererseits bedeutet Kinderturnen soziale Erfahrungen zu machen. Man erlebt Erfolge und auch mal kleine Niederlagen und es gilt, sich in einer Gemeinschaft zu integrieren. Dies alles stärkt nachweislich die Entwicklung der Kinder auch in ihrer Persönlichkeit. Für uns ist sehr wichtig, einen bedeutenden Partner wie die BZgA an unserer Seite zu haben, mit der wir gemeinsam auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Kinderturnens aufmerksam machen können.

Frau Schneider, bei der Offensive Kinderturnen steht in diesem Jahr das Engagement der oft Ehrenamtlichen im Mittelpunkt. Was planen Sie, um auch zukünftig Übungsleiterinnen und Übungsleiter fürs Kinderturnen zu gewinnen?

Schneider… Unsere diesjährige Mission ist es, die öffentliche Wahrnehmung für das ehrenamtliche Engagement in unseren Vereinen zu stärken. Dazu wurden u.a. kurze Videoclips und Statements von aktiven Übungsleitungen aufgenommen. Zudem versuchen wir die Arbeit der Übungsleitungen zu unterstützen, indem wir Konzepte und Materialien erarbeiten und bereitstellen. Allem voran sind wir uns auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, gemeinsam mit anderen Akteuren dafür zu kämpfen, dass zukünftig eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und Ehrenamt gewährleistet werden kann. Denn letztlich sollten doch strahlende und glückliche Kinderaugen die größte Motivation für das Engagement von uns allen sein.

Sarah, Dein nächstes großes sportliches Ziel sind sicherlich die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Tokio. Wie sieht Dein sportlicher Weg bis dahin aus?

Voss… Ich werde im November bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf an den Start gehen. Es wird wieder der erste große Einstieg nach der langen Pause und ich freue mich sehr, mich wieder präsentieren und das Wettkampf-Adrenalin spüren zu können. Sonst stehen im nächsten Jahr hoffentlich ein Trainingscamp in Japan, ein paar Weltcups sowie das Deutsche Turnfest als Olympiaqualifikation im Juni an.

Vielen Dank für das Interview!

 

Mehr Informationen zu Kinder stark machen unter: www.kinderstarkmachen.de