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Faustball

Deutsche Faustballerinnen unterliegen Brasilien im WM-Finale

11.11.2024 08:59

Faustball-WM der Frauen in Montecarlo/Argentinien

Das deutsche Team bei der Faustball-WM | Foto: Lars Neumann
Das deutsche Team bei der Faustball-WM | Foto: Lars Neumann

Der Titelverteidiger verliert in Montecarlo mit 0:4 (7:11, 10:12, 11:13, 9:11).

Das klare 0:4 spiegelt dabei nicht die Dramatik des Spiels wider: In allen vier Sätzen war Deutschland dicht dran, mehrfach waren die entscheidenden Ballwechsel äußerst knapp, mehrfach hätten Schlüsselmomente in beide Richtungen kippen können. Besonders der zweite Satz beim Stand von 10:10 und der dritte Durchgang mit eigenem Satzball zum 11:10 hätten den Verlauf des Finales in eine andere Richtung lenken können. Die Brasilianerinnen behielten in diesen entscheidenden Momenten jedoch die Nerven und sicherten sich die Sätze jeweils knapp.

Guter Auftakt in der Hitze

Bei tropischen 34 Grad vertraute Bundestrainerin Eva Krämer ihrer Erfolgsformation vom Halbfinale: Svenja Schröder und Henriette Schell im Angriff, Maya Mehle im Zuspiel sowie Michaela Grzywatz und Denise Zeiher in der Abwehr. Der Plan schien zunächst aufzugehen – Deutschland startete mit einer 2:0-Führung.

Starke Brasilianerinnen ziehen davon

Doch dann übernahm Brasilien das Kommando: Angeführt von Isabella Lucchin und Cecilia Jaques, dem überragenden Angriffsduo von Sogipa Porto Alegre, zogen die Südamerikanerinnen mit einem 8:2-Lauf davon. Vor allem Lucchin, die bereits im Halbfinale gegen die Schweiz mit einer nahezu perfekten Quote geglänzt hatte, fand immer wieder die Lücken in der deutschen Abwehr. Eine Auszeit von Bundestrainerin Eva Krämer beim Stand von 2:5 konnte den Spielfluss der Brasilianerinnen zunächst nicht stoppen. Mit präzisen Angaben und variantenreichem Angriffsspiel bauten sie ihre Führung kontinuierlich aus.

Müller bringt neuen Schwung ins deutsche Spiel

Eva Krämer reagierte und brachte Routinierin Aniko Müller für Henriette Schell. Die Schneverdingerin zahlte das Vertrauen sofort zurück – ein Ass über die Seite und mehrere gute Aktionen brachten Deutschland beim Stand von 10:10 im zweiten Satz wieder heran. Doch die Brasilianerinnen behielten die Nerven und sicherten sich am Ende diesen Durchgang mit 12:10.

"Das war eine taktische Meisterleistung der Brasilianerinnen und ihres Trainers", analysierte Männer-Bundestrainer Olaf Neuenfeld. "Sie haben permanent unsere rechte Seite attackiert und sind immer wieder zu Punkten gekommen."

Verpasste Chance zur Wende

Auch im dritten Satz versuchte Krämer mit Einwechslungen neue Impulse zu setzen und brachte Ann-Kathrin Motteler für Maya Mehle. Die Dennacherin fügte sich sofort gut ein. Hier bot sich dann auch die größte Chance auf eine Wende. Nach einem 2:6-Rückstand kämpfte sich Deutschland nicht nur heran, sondern erarbeitete sich beim Stand von 11:10 sogar einen Satzball. Doch erneut behielten die Brasilianerinnen in der Verlängerung die Oberhand – 13:11.

Großmann glänzt im letzten Durchgang

Im vierten Satz brachte Krämer Helle Großmann für Kapitänin Schröder. Die Schneverdingerin punktete gleich mit ihrer ersten Ballberührung zum 5:5 und brachte Deutschland kurz darauf mit 7:6 in Führung. Doch Brasilien fand immer eine Antwort und sicherte sich schließlich mit 11:9 den WM-Titel.

Krämer sieht positiven Entwicklungsprozess

"Wir haben heute eine Mannschaft gesehen, die nie aufgegeben hat", lobte Bundestrainerin Eva Krämer ihr Team. "Nach dem großen Umbruch im vergangenen Jahr ist diese Silbermedaille ein wichtiges Signal: Diese junge Mannschaft hat Charakter."

Für die deutschen Faustballerinnen endet damit eine Serie von vier WM-Titeln in Folge. Die Art und Weise, wie das Team auch in schwierigen Momenten zusammenhielt, macht aber Mut für die Zukunft.

Ausblick

Für das deutsche Team bietet sich bereits im kommenden Jahr die Chance zur Revanche: Bei den World Games 2025 in Chengdu (China) werden die Karten neu gemischt.

Die Entwicklung der jungen deutschen Mannschaft stimmt trotz der Finalniederlage zuversichtlich. Mit einem Mix aus erfahrenen Kräften wie Aniko Müller und aufstrebenden Talenten wie der erst 20-jährigen Jordan Nadermann hat das Team bewiesen, dass es auch nach dem großen Umbruch international in der Spitze mitspielen kann. Die gewonnene Silbermedaille unterstreicht: Deutschland bleibt auch in Zukunft eine feste Größe im internationalen Frauen-Faustball.