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Die DTB Denkfabrik: Workshops - die zweite Runde

11.12.2020 13:00

Vier weitere Schwerpunktworkshops richteten am 10. Dezember 2020 den Blick auf die Situation des organisierten Sports in der Corona-Krise.

 

DTB Denkfabrik: Bildquelle: DTB
DTB Denkfabrik: Bildquelle: DTB

Bereits im Rahmen der Kick-Off-Veranstaltung der DTB Denkfabrik am 26. November 2020  und in den ersten Workshops am 3. Dezember 2020 wurden die vielfältigen Herausforderungen für Sportverbände und Vereine während der Corona-Krise ausgiebig mit Expert*innen aus dem organisierten Sport, der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft offengelegt und diskutiert.

In den folgenden vier Workshops am 10. Dezember 2020 mit den thematischen Schwerpunkten

  • Digitale Wettkampfformate & Plattformen
  • Kommunale Netzwerke & öffentliche Sporträume - Zukunftsperpektiven im Fitness- und Gesundheitssport?
  • Kinder und Jugendliche in der Zeit der Corona-Krise: Sport im Setting Schule - Lösung oder Utopie?
  • Die Lage des Ehrenamts: Corona-Krise = Ehrenamtskrise?


wurde den Teilnehmenden das Ziel gesetzt, Lösungswege und Handlungsempfehlungen für Sportvereine und -verbände zu erarbeiten, die für den Erhalt der einzigartigen Vereinslandschaft in Deutschland und der Bindung von Mitgliedern nutzbringend sind. Auch im Fokus standen in dieser Denkfabrik die Schulen und wie die Kinder und Jugendlichen auch oder gerade in diesem Setting bewegt werden können. Dazu traten die Expert*innen mit den Teilnehmenden aus den Verbänden und Vereinen in einen intensiven Austausch.

 

Workshop:
Digitale Wettkampfformate & Plattformen

In Zeiten geschlossener Sporteinrichtungen und fehlender Wettkämpfe auf regionaler und nationaler Ebene, sind Wettkämpfe auf digitalen Plattformen ein denkbarer Weg. In diesem Workshop betrachten wir bereits bestehende Formate aus anderen Sportarten und besprechen mögliche Lösungen für das Turnen in Deutschland.

Unsere Workshopleitung und Expert*innen:
Markus Frank (Vizepräsident Finanzen, Schwäbischer Turnerbund, CIO JAKO)
Eric Schneidenbach (Geschäftsführer DTB Service GmbH)
und mit weiteren Gästen aus Verbänden, Vereinen und der Wirtschaft

Zusammenfassung:
Zur Bewerbung der Wettkämpfe wird eine Vorlage des DTB gewünscht, an der sich die Vereine orientieren können. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Bewerbung zielgruppenorientiert erfolgen muss. Um Vereinsmitglieder zu erreichen kann das vereinseigene Netzwerk bspw. WhatsApp-Gruppen oder E-Mail-Verteiler genutzt werden. Für die externe Zielgruppe eignet sich Social Media sowie die Vereinswebsite. Da auf der Vereinsebene gestartet wird, sind Sponsoren zunächst zweitrangig.

Beim Streaming des Wettkampfs wurde zwischen Einsendungswettkämpfen und Live-Events unterschieden. Gestreamt werden kann z. B. über Sportdeutschland.TV. Hierfür kann ein Paket bestellt werden, das inklusive Porto ca. 380 Euro kostet und einfach zu bedienen ist. Des Weiteren stellte sich die Frage, ob es möglich ist, eine Plattform zu entwickeln, auf der beide Wettkampfformate gebündelt werden könnten?
Beim Werten bleibt insbesondere die Problematik bei den Einsendungswettkämpfen, dass hierbei mehrere Versuche möglich sind und es somit zu Wettkampfverzerrungen kommen kann. Eine Lösung hierfür wäre ein Tool, dass voraussetzt, direkt nach Anmeldung filmen zu müssen. Für die Wertung von Live-Events über Streamingdienste ist eine Schulung der Kampfrichter notwendig. Ideal wäre ein Portal, über das die Bewertungen eingegeben werden können.
 

 

Workshop:
Kommunale Netzwerke & öffentliche Sporträume - Zukunftsperpektiven im Fitness- und Gesundheitssport?

In diesem Workshop werden Entwicklungen aufgegriffen, die durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Alle Akteure, die in der Kommune gut vernetzt sind und Kooperationen pflegen, konnten den Wiedereinstieg in den Sportbetrieb relativ gut bewältigen. Wer Outdoor-Training in öffentlichen Räumen schon in seinem Programm hatte, konnte fast nahtlos weiterarbeiten. Hierzu werden Vereinsbeispiele erläutert. Die Diskussion wird sich mit der Frage der Machbarkeit, den Gelingensbedingungen und den veränderten Anforderungen an die Vereinsführung beschäftigen.  

Unsere Workshopleitung:
Dr. Michaela Werkmann
(DTB-Vizepräsidentin Allgemeines Turnen, Akademische Mitarbeiterin Institut für Sport und Sportwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Pia Pauly (Abteilungsleiterin GYMWELT, Deutscher Turner-Bund)

Unser Experte:
PD Dr. Hagen Wäsche (Akademischer Rat, Karlsruher Institut für Technologie)

Unsere Gäste:
Christian Keipert (Amtsleiter, Sportamt Sindelfingen; Vorstandsmitglied, Deutsche Turnerjugend)
Jürgen Sabel (Geschäftsführer TV-Geschäftsstelle, Turnverein "Eintracht" 1862 Cochem)
Florian Riegler (Leiter - Servicebüro, IG Sport Heddesheim)

Zusammenfassung:
Die Themen "Kommunale Netzwerke und die Nutzung öffentlicher Räume für Bewegung und Sport" gehören eindeutig zu den Zukunftsaussichten der Turn- und Sportvereine in Deutschland. Das Nutzen von wohnortnahen, öffentlichen Sporträumen erhöht die Sichtbarkeit der Vereinsangebote und durch cross-sektorale, kommunale Netzwerke können neue Zielgruppen angesprochen werden. Dazu braucht es jedoch ein Umdenken und die Bereitschaft über die Vereinsgrenzen hinaus zu denken.

Netzwerkkompetenz wird zukünftig ausschlaggebend für den Erfolg sein.
 

Workshop:
Kinder und Jugendliche in der Zeit der Corona-Krise: Sport im Setting Schule - Lösung oder Utopie?

Unbestritten, dass für Kinder und Jugendliche Bewegung wichtig ist und Schulsport für einige die einzige regelmäßige Bewegung darstellt und er daher jetzt besonders gefordert ist. Keine einheitliche Regelung mit den jeweiligen Corona-Verordnungen. Von - ersatzlos gestrichen, Theorie statt Praxis, Pausenhof statt Turnhalle oder einfach anderer Unterricht - ist alles zu finden. Im Rahmen des Workshops soll zunächst die Situation erläutert und unterschiedliche Positionen dazu diskutiert werden, um schließlich Lösungen vorzustellen und weiterzuentwickeln: Kreative Bewegungsideen, Schulhof als Sportraum nutzen, Kooperationen mit Vereinen stärken!

Unsere Workshopleitung:
Dr. Katja Ferger (DTB-Vizepräsidentin Sport)
Julia Schneider (Vorstand Deutsche Turnerjugend, Ausschussmitglied Bundesjugendspiele) 

Unsere Expert*innen:
Prof. Dr. Annette Hofmann (Hochschulprofessorin PH-Ludwigsburg, DTB Vize-Präsidentin Gesellschaftspolitik)
apl. Prof. Dr. Swantje Scharenberg (Leiterin und Geschäftsführerin des Forschungszentrums für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen, KIT)
Alexander Erg (Geschäftsführer TSG Weinheim 1862)
Michael Fahlenbock (Präsident Deutsche Sportlehrervereinigung)

Zusammenfassung:

Diskussion im Spannungsbogen zwischen welche Wege gibt es Kinder zu bewegen in Zeiten der Pandemie; wir sind an der Stelle kreativ, man muss uns nur lassen und auf der anderen Seite besteht die Sorge um die Kinder, die wir mit den interaktiven online Angeboten nicht erreichen.

Was passiert mit diesen Kindern (denen der Initiator fehlt) und wie können wir für diese Kinder Bewegungsangebote schaffen? Hier sind die Schulen bzw. der Schulsport die aktuell letzte Möglichkeit, Angebote zu lancieren. (Sorge bereitet hier aktuell die Einrichtung von Impfzentren in Sporthallen von Schulen).
Ziel der Denkfabrik ist es, politische Forderungen zu formulieren und zu verschriftlichen, um damit Lobbyarbeit leisten zu können. Hieraus ergibt sich u.a. die gemeinsame politische Forderung nach Öffnung der Schule (Halle und Schulhof) für Bewegungsangebote. Hilfestellung geben, um Hürden abzubauen und Sporträume zu öffnen.
Letztlich sollten die ÜL nicht aus dem Blick verloren werden, die müssen motiviert bleiben, denn Sport ist ohne soziale analoge Interaktion zwischen den Kindern und den Kindern und ÜL nicht langfristig möglich. Kinder und Jugendliche brauchen diese Interaktion. 
Im Workshop wurden zudem für alle Phasen der Pandemie sehr gute „best practice"-Beispiele gesammelt und einem Ampelsystem (rot, gelb, grün) zugeordnet, so dass mit der ersten Öffnung zu Phase gelb auch mit Angeboten reagiert und Handlungsempfehlungen gegeben werden können.
 

Workshop:
Die Lage des Ehrenamts: Corona-Krise = Ehrenamtskrise?

Das Ehrenamt ist in der Zeit der Corona-Pandemie mehrfach gefordert. Es muss unter starkem Druck Entscheidungen treffen und kreative Lösungen erarbeiten, die Finanzen im Blick behalten und sich intensiv mit digitalen Tools auseinandersetzen. Darüberhinaus wird ehrenamtlichen Funktionsträgern in Sportvereinen aktuell eine hohe Frustrationstoleranz abgefordert. Wie sich krisenbedingt die Formen der Zusammenarbeit im ehrenamtlichen Engagement ändern, möchten wir in diesem Workshop auf Basis aktueller Entwicklungen und erster belastbarer Studien diskutieren. Dabei stehen die Chancen und Herausforderungen insbesondere jedoch Lösungswege und innovative Ideen im Fokus. Die geladenen Expertinnen und Experten geben Einblicke in Best Practice Beispiele sowie in konkrete Fördermöglichkeiten. Ziel dieses Workshops ist es, Impulse für anstehende Maßnahmen zur Engagementförderung zu erarbeiten. 

Unsere Workshopleitung:
Dr. Claudia Pauli (DTB-Vizepräsidentin Personalentwicklung, Frauen und Gleichstellung)
Michaela Röhrbein (Generalsekretärin Deutscher Turner-Bund)

Unsere Expert*innen:
Jan Holze (Gründungsvorstand Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt) 
Dr. Holger Krimmer (Geschäftsführer der ZiviZ gGmbH) 
Birgit Faber (Präsidentin Märkischer Turnerbund, Vizepräsidentin Bildung Landessportbund Brandenburg) 
Kaddy Pechout (Vorstandsmitglied der Deutschen Turnerjugend für allgemeine Jugendarbeit)
Annemarie Ohl (Vizepräsidentin Sport beim Braunschweiger MTV von 1847)

Zusammenfassung:
Dr. Holger Krimmer, Geschäftsführer von der Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) gGmbH, legte in seinem Impulsreferat zur Lage des freiwilligen Engagements in der ersten Phase der Corona-Krise dar, dass es zunächst zwar einen hohen Anstieg von informellem, helfendem Engagement im und jenseits von Vereinen gab, aber insbesondere die Mitgliedschaften in den Vereinen mit zunehmender Dauer der Krise in Frage gestellt werden. Des Weiteren stellte er heraus, dass eine der aktuellen Hauptherausforderungen der Vereine in der Digitalisierung und der Vernetzung mit den Ehrenamtlichen wie Mitgliedern über digitale Tools ist – neben dem Aufbau von Know-How bei allen Beteiligten besteht auch bei der Ausstattung mit bedarfsgerechter Hard- und Software Nachholbedarf. Die Teilnehmenden ergänzten diesbezüglich, dass die Möglichkeit auf digitalem Weg Kontakt zu anderen zu halten, kein adäquater Ersatz zu persönlichen Begegnungen sei und sehen in dieser Entwicklung die Gefahr, dass Ehrenamtliche abgehängt werden. Damit einher geht auch die Sorge, dass es während der bzw. durch die Corona-Pandemie schwieriger wird als zuvor, Personen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu finden.

Die Mehrheit der Teilnehmenden sieht in der aktuellen Situation, aber auch Chancen für ehrenamtliches Engagement, wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen. So kann mit Hilfe digitaler Tools die Vernetzung zwischen Alt und Jung vorangetrieben werden und insbesondere die Jüngeren haben Gelegenheit, sich mit ihren Kompetenzen stärker in den Vereinen und im Ehrenamt einzubringen – wenn die bereits etablierten Kräfte den neuen Kräften mit Offenheit begegnen.

Jan Holze appellierte an die Vereine und Verbände, ihre Bedarfe klar zu formulieren, so dass diese gezieltes politisches Lobbying geleistet werden und Hilfestellung für die Vereine angeboten werden kann. Des Weiteren zeigte die Diskussion, dass der Wert des Verein und des ehrenamtliches Engagement als Ort des lebenslangen Lernens und der Gemeinschaft viel stärker herausgestellt werden sollte, um sowohl in der Gesellschaft sichtbarer zu werden als auch in der Politik wahrgenommen zu werden. Zudem liegt viel Potenzial in der Vernetzung mit anderen Initiativen und öffentlichen Trägern, um noch besser Synergien heben können. 

 

Zum Live-Stream der Abschlussveranstaltung am 17. Dezember 2020 von 18:30 bis 20:00 Uhr

Die Ergebnispräsentation der Workshops erfolgt im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 17. Dezember 2020. Die Anmeldefrist ist bereits abgelaufen. Die  Abschlussveranstaltung kann via Livestream über Facebook oder YouTube verfolgt und durch die Nutzung der Chatfunktionen mitgestaltet werden.

 

Weitere Informationen zur DTB Denkfabrik: