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Sprossenwand - Magazin im DTB

"Historischer Tag" für deutschen Sport

12.12.2005 16:12

Fusion zwischen DSB und NOK

Das Wort vom „historischen Tag für den deutschen Sport“ zog sich wie ein roter Faden durch die Runden. Als die Fusion der beiden Sportdachverbände mit der Zustimmung der Delegierten perfekt war, stellte DSB-Präsident Manfred von Richthofen dieses Ereignis auf eine Stufe mit der Gründung des DSB 1950 und der Wiedervereinigung des deutschen Sports 1990.

 Vor dem positiven Votum des DSB-Bundestages zur Fusion hatte bereits die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) nach einer intensiven und inhaltsreichen Diskussion und nach einer spannenden geheimen Abstimmung einen gleichlautenden Beschluss gefasst. Somit sind die Weichen für die Gründung des neuen Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 20. Mai 2006 gestellt.

Mit dem Entscheid der Delegiertentagungen des DSB und des NOK pro Fusion in Köln konnte ein rund einjähriger Diskussionsprozess beendet werden, der im deutschen Sport, aber auch in Kreisen von Politik und Wirtschaft sowie in den Medien für Diskussionsstoff gesorgt hatte. Beim Debattenfinale in Köln wurde zwar nicht immer in der von dem nordrhein-westfälischen Innen- und Sportminister Ingo Wolf in dessen Grußwort zu Beginn der NOK-Sitzung empfohlenen „rheinischen Gelassenheit“ diskutiert, aber auf hohem Niveau mit dem Blick über den Tag hinaus und in einer stets fairen Art und Weise.

Präsident Dr. Klaus Steinbach sprach vor den Delegierten des von ihm geführten NOK von „Chancen, die nie mehr wiederkommen“ und betonte, dass „wir jetzt die wichtigen Felder Leistungssportentwicklung und Leistungssportsteuerung auf der einen Seite und den Zielwettkampf, die Olympischen Spiele, auf der anderen Seite in eine Linie, in eine Verantwortung bringen und eng aneinander binden“. DSB-Präsident Manfred von Richthofen sagte, das Dach des grundsoliden Gesamtbauwerks des organisierten Sports in Deutschland solle neu vermessen und in einem Guss präsentiert werden: „Wir müssen Gremienballast abwerfen, Verantwortlichkeiten neu ordnen und uns politisch wirkungsvoller aufstellen.“ So würden die allein in der Satzung verankerten Gremien von DSB und NOK von 24 auf 13 und die mehr als 120 Ausschüsse, Kommissionen, Gruppierungen und sonstigen Untergliederungen mindestens auf die Hälfte reduziert.

In der Debatte sprachen sich zwei Repräsentanten der Wintersportverbände und der NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger gegen die Fusion aus, während neun weitere Redner engagiert und beeindruckend für die Verschmelzung der Sportdachverbände plädierten. Der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, sagte: „Wir brauchen die Balance der Spitze mit der Breite und die Balance der Breite mit der Spitze. Wer das auseinanderdividiert, versündigt sich am wirklichen Geist des Sports.“ Der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, Rudolf Scharping, und Sporthilfe-Chef Hans Wilhelm Gäb warnten vor den Folgen des Scheiterns der Fusion. Der Letzte auf der Rednerliste, IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach, stellte fest: „Der Sport in Deutschland hat derzeit nicht das Gewicht, das seinem Wert entspricht“ und rief der Versammlung zu: „Fügen Sie zusammen, was zusammen gehört.“ Doch auch Fusionsbefürworter wie der Sportwissenschaftler und frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Prof. Helmut Digel, mahnten an, dass neue Strukturen des Leistungssports geschaffen werden müssen, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können.

Text Mirwald/DSB