Der historische Friedrich Ludwig Jahn
Mit einer Gedenkplatte und einem Kranz erinnerte die Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft an den Turnvater. Die Feier in der Hasenheide wurde umrahmt von Vertretern des Wiener Akademischen Turnvereins in historischen Kostümen.
„Unser Dank gilt dem Gartenbauamt Neukölln“, betonte Hansgeorg Kling, Präsident der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft mit Sitz in Freyburg (Unstrut). Denn die Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, Dr. Franziska Giffey, ließ das Denkmal reinigen und sorgte dafür, dass der historische Park für das Turnfest sein Schmuddel-Image verliert. Sie und zahlreiche Mitglieder der Initiative „wir Berlin“ schwärmten schon Anfang Mai zu einer gemeinsamen Putz-Aktion aus.
Beste Voraussetzung für eine gelungene Gedächtnisfeier, bei der Dr. Franziska Giffey die Turner willkommen hieß. DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl erklärte: „Der Turnvater kann nur im Zusammenhang seiner Zeit gesehen werden.“ Dass Friedrich Ludwig Jahn das Turnen begründete, stehe außer Frage, dazu bekennen sich die Turner. Jahn habe etwa auf dem Sportplatz dafür gesorgt, gesellschaftliche Schranken abzubauen. Dennoch ist der geschichtliche Kontext wichtig und damit für die heutige Turner-Generation der kritische Umgang mit ihrem Gründungsvater. Dem Präsidenten des DTB, Alfons Hölzl, ist an der geschichtlichen Aufarbeitung gelegen.
Zu Zeiten des Turnvaters lag das Sportfeld weit außerhalb des damaligen Berlins. Bis zu 1000 Turner trafen sich damals zum gemeinschaftlichen Sport. Dass Jahn seine Bewegung begründet hatte, um sich nach dem Siegeszug Napoleons gegen dessen Herrschaft zu richten, ist nur eine Facette von dessen Wirken. Auf der Hasenheide entstand vor über 200 Jahren ein öffentlicher Turnplatz, nach dessen Vorbild bald in ganz Deutschland weitere in Betrieb genommen wurden. Das Ziel: gemeinsam Sport zu treiben, bald auch ohne militärischen Drill.
Festredner Rainer Bechtken, Ehrenpräsident des Deutschen Turner Bundes, würdigt daher die gesellschaftliche Bedeutung Jahns. „Der Turnvater hat für Gleichheit auf dem Sportplatz gesorgt, die Unterschiede der damaligen Stände-Gesellschaft waren dort aufgehoben. Söhne von Adeligen duzten sich mit Söhnen von Arbeitern – revolutionär für die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.“ Hinzu kam die Selbstorganisation der Sportler in Vereinen. „Heutzutage würden wir das als bürgerschaftliches Engagement bezeichnen mit einem Angebot für alle, ohne soziale Schranken, ohne Ausgrenzung“, schlägt der 72-Jährige einen Bogen in unsere Zeit.