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Sprossenwand - Magazin im DTB

DTB-Präsident unterstützt Projekt

02.11.2007 12:50

"Stolpersteine“ zum Gedenken an NS-Opfer in Turnvereinen

In Anwesenheit von DTB-Präsident Rainer Brechtken hat der Mainzer Turnverein von 1817 am Montag, 5. November in der Breidenbacher Strasse 19 in Mainz einen Stolperstein im Bürgersteig verlegt, um damit seinem lange vergessenen jüdischen Vorsitzenden Ernst Cantor ein ehrendes Andenken zu setzen. Mit den Stolpersteinen soll allen NS-Opfern in Turn- und Sportvereinen gedacht werden.

Ernst Cantor war seit 1911 Erster Vorsitzender des MTV Mainz und wurde im April 1933 im Zuge der Beschlussfassung der Deutschen Turnerschaft zur Umsetzung des „Arierparagrafen“ aus dem Verein ausgeschlossen. Am 25. März 1942 wurde Ernst Cantor aus Mainz deportiert und wenig später in einem Vernichtungslager ermordet. Um die Erinnerung an die NS-Opfer im eigenen Verein wach zu halten, hat der Vorstand des MTV Mainz beschlossen, sich an der Aktion „Stolpersteine“ zu beteiligen, die auf eine Initiative des Kölner Künstlers Gunter Demnig zurückgeht (www.stolpersteine.com). Sie erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem vor dem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir eingelassen werden. Bis heute sind rund 12.500 Stolpersteine in 277 Ortschaften verlegt, die Stolpersteine des MTV sind die ersten in Mainz.

Brechtken begrüßt aktive Form der Auseinandersetzung
„Als Präsident des Deutschen Turner-Bundes begrüße ich diese aktive Form der Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte auch in den Turn- und Sportvereinen,“ begründet DTB-Präsident Rainer Brechtken seine persönliche Teilnahme an der Stolperstein-Verlegung in Mainz und möchte damit weitere Turn- und Sportvereine zur Nachahmung auffordern.

„Der Deutsche Turner-Bund hat sich mit der Geschichte der Deutschen Turnerschaft offensiv auseinandergesetzt und erinnert seit 1986 mit der Verleihung der Flatow-Medaille bei Deutschen Turnfesten regelmäßig und stellvertretend an die jüdischen Turner Alfred und Gustav Felix Flatow, die als Juden gezwungen wurden, ihre Mitgliedschaft in der Berliner Turnerschaft aufzugeben und die beide in Konzentrationslagern eines gewaltsamen Todes gestorben sind,“ verdeutlicht der DTB-Präsident die Verantwortung der Vereine und Sportverbände in der Aufarbeitung der eigenen Geschichte.