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Sprossenwand - Magazin im DTB

Erfolgsgeschichte für das Turn-Team Deutschland

20.08.2008 17:35

Olympia-Fazit von DTB-Präsident Brechtken

Auch wenn die Olympischen Spiele in Peking noch voll im Gang sind und das Deutsche Olympia-Team noch mitten im Wettbewerb steckt, die Turnwettbewerbe sind bereits vorbei und das Turn-Team des DTB konnte seinen Teil zur erfolgreichen deutschen Olympia-Bilanz beisteuern. Eine Bilanz, die auch aus Sicht des Deutschen Turner-Bundes nur positiv ausfallen kann.

Mit Fabian Hambüchens Reckübung ist eine lange, von Anstrengungen, Strapazen und Konzentration geprägte Vorbereitungs- und Wettkampfphase für unsere Athleten, aber auch für die Trainer, Familien, Betreuer und Mitarbeiter der Verbände zu Ende gegangen. Eine Phase, in der alle auf ein Ziel hingearbeitet haben - Deutschland in Peking würdig zu vertreten und unsere selbstgesteckten, hohen Ziele zu erreichen.

Wir wollten Medaillen und das haben wir geschafft

"Wir wollen in unseren olympischen Disziplinen Medaillen erringen bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen!" so lautet die Vorgabe im DTB-Konzept "Olympischer Spitzensport 2012", das im November 2004 vom Hauptausschuss des DTB verabschiedet wurde. Nicht nur durch die Bronze- und Silbermedaille von Peking durch Fabian Hambüchen und Oksana Chusovitina haben wir gezeigt, dass wir unsere Vorgabe erfüllen. Schon seit einiger Zeit konnte man deutlich erkennen, dass sich Turnen in Deutschland auf einem guten Weg befindet.

Die EnBW Turn-WM 2007 in Stuttgart mit der Qualifikation der Männer- und Frauen-Teams für Peking 2008 und den Medaillen für die Männer-Mannschaft sowie den Einzelmedaillen von Fabian Hambüchen war ein erster Meilenstein des Spitzensport-Konzeptes 2012. Die Fortsetzung folgte mit den Erfolgen und Medaillen bei den Europameisterschaften 2008 und jetzt bei den Olympischen Spielen. Zum ersten Mal seit Olympia in Barcelona 1992 war der DTB auch wieder mit einer Frauen-Mannschaft im Turnen bei Olympischen Spielen vertreten.

Traum wurde Wirklichkeit

"One Team - One Dream!" - das war der Slogan für das Turn-Team Deutschland in Peking. Wir haben davon geträumt, dass deutsche Turnerinnen und Turner nach langer Zeit wieder olympische Medaillen holen. Dieser Traum wurde Wirklichkeit, auch wenn Fabian Hambüchens persönlicher Traum vom Olympiasieg am Reck nicht in Erfüllung ging. Trotzdem fällt die sportliche Bilanz des Turn-Team Deutschland in Peking 2008 absolut positiv aus, denn:

  • Die Silbermedaille von Oksana Chusovitina am Sprung war die erste Medaille bei Olympischen Spielen für eine deutsche Turnerin seit den Olympischen Spielen von Seoul 1988 durch die DDR-Turnerin Dagmar Kersten. Mit Platz neun im Mehrkampf erzielte sie darüber hinaus eine beachtliche Platzierung unter den besten 24 Turnerinnen.
  • Die Bronzemedaille am Reck für Fabian Hambüchen war die erste Medaille für einen deutschen Turner seit den Olympischen Spielen 1996 durch Andreas Wecker. Auch wenn der Traum von Fabian Hambüchen von einem Olympiasieg "noch nicht" in Erfüllung ging, kann er stolz sein auf seine Leistung in einem Weltklassefeld.
  • Das Turn-Team der Männer erreichte im Mannschaftsfinale einen hervorragenden vierten Platz. Als bestes europäisches Team hat sich die Mannschaft in der Weltspitze etabliert und die Bronzemedaille bei der WM 2007 sowie die Silbermedaille der EM 2008 bestätigt.
  • Im Mehrkampf waren mit Fabian Hambüchen (Platz sieben) und Philipp Boy (Platz 13) gleich zwei deutsche Turner im Finale der besten 24 sehr gut platziert.
  • In seinen Gerätfinals am Boden und Barren erreichte Fabian Hambüchen jeweils einen nicht zu erwartenden vierten Platz im Wettbewerb mit den Spezialisten an den Einzelgeräten.
  • Insgesamt erreichten die deutschen Turnerinnen und Turner acht Finalplätze in den 14 Entscheidungen, ganze vier waren es in Athen 2004.

Eine leichte Enttäuschung stellt das Abschneiden der Turnerinnen bei der Qualifikation für das Mannschaftsfinale dar. Wenn alle Athletinnen an diesem Tag in Normalform geturnt hätten, wäre das Team-Finale möglich gewesen.

Im Trampolinturnen war es dagegen schwer, die Erfolge von Athen mit Gold und Bronze zu wiederholen. Henrik Stehlik hatte einfach Pech, als er im zweiten Durchgang der Qualifikation auf Grund einer Fehlentscheidung der Kampfrichter und nach guter Leistung um die verdiente Finalteilnahme gebracht wurde. Seine Enttäuschung ist sehr nachzuvollziehbar. Trotz Verletzungen und Trainingsrückstand war es Anna Dogonadze hingegen gelungen, sich ins Finale zu turnen. Hier musste sie sich den Jungen geschlagen geben.

Doch zu glauben auf diesem Niveau der Weltspitze gingen alle Wünsche und Träume in Erfüllung, wäre naiv und unrealistisch zugleich. Bei Olympia hängen die Trauben offensichtlich noch ein bisschen höher und die psychische Belastung ist nicht zu unterschätzen. Dies ist sicher eine Lehre aus Peking.

Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass wir die positive Richtung, die wir schon seit längerem eingeschlagen haben, beibehalten und wir uns in der internationelen Spitze etabliert haben. Deutsche Turnerinnen und Turner werden in der Welt wieder wahrgenommen. Ein beträchtlicher Beitrag hierzu wurde auch in Peking geleistet.

Rainer Brechtken

Rainer Brechtken