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Sprossenwand - Magazin im DTB

Mutig mit hohen, klaren Zielen ins WM-Jahr

06.02.2007 11:06

Saisonausblick 2007 im Männer-Turnen

Von DTB-Cheftrainer Andreas HirschDas spannendste Turn-Jahr 2007 im Olympiazyklus 2005 bis 2008, mit der WM im eigenen Land, steht uns bevor. Ganz klar, die Titelkämpfe in Stuttgart sind das Ereignis für Turnen in Deutschland. Wir freuen uns riesig auf diese WM, denn sie ist die Chance, Turnen in Deutschland zu stärken.

 

Die fundamentale Umstellung des Wertungssystems (Code de Pointage) ist Geschichte und die Vermutung, dass neue Regeln neue Sieger hervorbringen, traf zu. Denn die Struktur der Wettkampfleistung hat sich geändert und die neue Balance zwischen Schwierigkeit und Schönheit des Vortrags hat entschieden über Erfolg und Nichterfolg. Der Stabilität der längeren Übungsvorträge kommt nun eine größere Gewichtung zu. Jedoch China, Russland und Japan waren die stärksten Teams bei der WM zuletzt im dänischen Aarhus, diese Tatsache war schon vor der Umstellung bekannt. Kanada und die Schweiz haben ihre gewachsene Leistungsstärke nachgewiesen. Als Fazit zum ersten Jahr mit dem neuem Wertungssystem bleibt festzuhalten: ohne Stabilität und hohes Risiko wird auch zukünftig kein Edelmetall vergeben werden. Die ein oder andere Präzisierung der Wertungsvorschriften wurde nach der WM noch vorgenommen. Aber anders als bei der Mode, wo neue Trends den Geschmack bestimmen, definiert sich unsere Sportart über die Ästhetik, mit einer unverrückbaren Auffassung von Schönheit der Bewegung, Mut und Risiko. Insofern sei dieser kleine Rückblick als Vorausschau für die kommenden tollen Wettkämpfe verstanden.

Hohe, klare Ziele - Peking 2008 und WM-Medaillen
Wir wollen an den Olympischen Spiele 2008 in Peking teilnehmen und wir wollen als vollblütige Leistungssportler Medaillen. Dieses Ziel ist nach dem Ergebnis der WM 2006 verständlich. Mit den WM-Medaillen durch Fabian Hambüchen hat das Männerteam nach langer Abstinenz ein großes Ziel erreicht und für Fabian hat sich ein Traum erfüllt. Jedoch sind die Hausaufgaben damit für Peking nicht erledigt. Denn 15 annähernd gleich starke Teams haben Chancen auf die zwölf begehrten Tickets.

Unsere Mannschaft ist jung, mit Perspektive und mit mehreren Abiturienten. Diese Gradwanderung zwischen den gewachsenen sportlichen Anforderungen (die Übungen sind länger geworden, die Strukturvielfalt hat sich erhöht) und der beruflichen Karriere, ist eine komplizierte Herausforderung. Hier sind individuelle Planungswege gefragt. Es geht um dringend benötigte Trainingszeit und um Konzentration, damit die Wünsche und Ziele realisierbar bleiben.

Mut und Leidenschaft begleiten das Turn-Team Deutschland
Der Aufbau einer Mannschaft endet nie - das deutsche Team bewegt sich also. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Turnern muss stimmen. Wir sind eine Leistungsriege, somit hat jeder "seine" Chance. An dieser Stelle haben wir zu unserem eigenen Selbstverständnis und zur Darstellung des Turnens in Deutschland das Turn-Team Deutschland ins Leben gerufen. Dieses Team wird in die "Expedition Weltmeisterschaft 2007" starten. Den Weg zur WM mit einer Expedition zu vergleichen, gefällt mir sehr gut. Jedoch stammt dieser Vergleich von Stefan Glowazc, einem der weltbesten Kletterer und Extremsportler. Er verglich kürzlich unsere Situation mit seiner, wenn er bei seinen atemberaubenden Expeditionen eine unbestiegene Wand, einen neuen Gipfel, eine neue Herausforderung in Angriff nimmt. In diesem Sinne möchte ich mich bei der Formulierung unserer Ziele verstanden wissen: mutig, entschlossen, leidenschaftlich, ehrgeizig, trotzdem besonnen und überlegt wollen wir vorgehen. Bereit, die eigene Grenze zu überschreiten. Jeder wird bei unserer Expedition seine individuelle Aufgabe haben, aber nur wenige werden den Gipfel erklimmen können
Die Verkürzung des Übergangs zu den Senioren bleibt weiterhin ein Ziel. Mit dem Erreichen des Ziels muss sich die Konkurrenz und Dynamik im Team erhöhen. Damit werden die besten Turner größere Entwicklungsraten erreichen. Junge Senioren wie Boy oder Nguyen waren 2006 Turner im Nationalteam der WM. Das sollte ein Fingerzeig sein: Jedem Turner mit entsprechender Leistung und Engagement stehen die "Türen" offen. Doch ein Fingerzeig ist kein Freilos und es gibt - wie erwähnt - kein "Altersrabatt" weder für "jung" noch für "erfahren". Die inhaltliche Verbesserung der Übungen ist eine der wichtigsten Aufgaben.

Der Jahreskalender ist von März bis Dezember mehr als voll. Das Maß zwischen notwendiger Wettkampfpraxis und Lernabschnitten ohne körperlichen Verschleiß muss gewahrt sein. Vernunft muss die Grundlage allen Handelns sein. Das gilt in der Zusammenarbeit mit den Vereinen aber auch für unsere Medienpräsenz. Eine neue Qualität muss den erhöhten Anforderungen gerecht werden. Koordination statt Abgrenzung ist hier der Schlüssel, um dem gewachsenen Bedarf gerecht zu werden.