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Sprossenwand - Magazin im DTB

Turnierdirektor Wohlfahrt im Interview

19.02.2008 10:17

Seit über 30 Jahren treffen beim Turnier der Meister® Welt- und Europameister aufeinander und verleihen dem Weltcup eine besondere Bedeutung. Worauf wichtig ist, was den Zuschauer erwartet und warum es wichtig ist, bei der Trainerausbildung mitzumischen, erklärt der Macher des Turniers Mirko Wohlfahrt im DTB-Interview.

Herr Wohlfahrt, wie haben Sie die ersten Monate als Direktor des TURNIER DER MEISTER® erlebt? Wie gehen Sie mit der Dreifachbelastung von Beruf, DTL-Vize- Präsidentschaft sowie Direktor beim Cottbuser Weltcup um?
Mit einem motivierten Team an der Seite, mit unseren Leuten, die für eine Sache brennen ist die hohe Belastung zu kompensieren. Wichtig auch, dass ich eine Familie an meiner Seite weiß, die einem den Rücken freihält. Für solche Rahmenbedingungen kann man nur Dankbar sein.

Speziell das TURNIER DER MEISTER® hat sich zu einem der bedeutendsten Turnturniere der Welt entwickelt. Es hat einen hohen Standard erreicht, den es weiter zu halten und zu entwickeln gilt.

Wie bewerten Sie den derzeitigen Meldestand knapp vier Wochen vor Meldeschluss des TDM?
Quantitativ läuft alles im Rahmen der Planungen, allerdings auch an unseren logistischen Grenzen. Trotzdem freuen wir uns über den hochwertigen Meldestand. Das Turnier besitzt einen guten Ruf und hat auch für die Aktiven eine hohe Bedeutung. Die Gäste aus aller Welt kommen zu Freunden, das wissen Sie auch.

Auf welche Turn-Größen werden wir uns freuen können, auf wen freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich ganz besonders über die Willensbekundung von Fabian Hambüchen, beim Cottbuser Turnier an den Start zu gehen. Die großen Turnnationen wie die USA, Brasilien, Rumänien und Russland haben zwar gemeldet, namentliche Meldungen liegen naturgemäß aber noch nicht vor. Die Vergangenheit zeigte jedoch, dass unser Turnier immer mit Turnstars gespickt ist. Daneben hoffe ich natürlich, dass auch das ein oder andere Cottbuser "Eigengewächs" in der Lausitz-Arena an den Start geht.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation des TURNIER DER MEISTER®?
Der sportliche Wert des Turniers ist unstrittig. Über Jahrzehnte können wir Stars der Turnwelt hier in der Lausitz begrüßen. So geben sich jährlich Welt- und Kontinentalmeister genauso die Klinke in die Hand, wie Olympische Medaillengewinner und nationale Champions.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist unser Turnier ein "Familienunternehmen". Unser Hauptsponsor ist eindeutig das Ehrenamt! Dank des glücklichen Umstands, seit Jahren immer wieder eine ausverkaufte Halle zu haben, ist das Turnier für viele Unternehmen natürlich auch als Werbeplattform interessant.

Bei uns zählen neben den Sportlern auch die Stadt selbst zu den Gewinnern. Unser Turnier ist eine tolle Plattform für die Außenwerbung für Cottbus. Es ist eine gute Möglichkeit als mit einem Turnier dieser Größenordnung Cottbus national und international bekannt zu machen. In den Medien werden die Ereignisse verfolgt, Cottbus bleibt im Gespräch. Das Turnier ist eine gute Empfehlung für die Stadt Cottbus und die ganze Region. Schöner und besser kann man sich gar nicht präsentieren: Für Marketing einer Stadt muss man viel Geld ausgeben, und mit diesem Turnier hat man eine Marke, die man einfach weiterpflegen muss. Wir liefern Qualität und die wirkt nachhaltig, nicht nur für am Turnier-Wochenende.

Wo sehen Sie die Hauptansatzpunkte für Veränderungen, Weiterentwicklungen?
Spitzenleistungen in Einzeldisziplinen erinnern immer mehr an den Tanz auf der Rasierklinge, gleichzeitig wird auch die Messlatte für den Mehrkampf immer höher gesetzt, was man aus den Ergebnislisten des letzten Jahrzehnts eindeutig ablesen kann. Ob dies der richtige Weg ist, Turnen global als Sportart weiter zu entwickeln, wage ich zu bezweifeln. Die höchste Bedeutung sollte weiter die Königsdisziplin - der Einzelmehrkampf - sein, die internationale Breite vielseitiger Athleten. Aus diesem Grund befürworte ich ausdrücklich die Quotenregelung zu den Olympischen Spielen, welche Mehrkämpfer quantitativ bevorteilt, um homogene Teilnehmerfelder garantieren zu können.

Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, in das TURNIER DER MEISTER® einen Einzelmehrkampf einzubauen, ohne Ablauf und Bedeutung des Weltcups an den Einzelgeräten einzuschränken. Ändern können wir als FIG-Weltcup aber nur dann solch grundlegende Dinge, wenn es die FIG so beschließt.

Was werden Sie auf keinen Fall ändern?
Besonders gute Gastgeber zu sein, die Probleme mit einem freundlichen Lächeln sofort lösen.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit dem TURNIER DER MEISTER®? Wo will man mit dem Turnier eines Tages stehen?
Das Hauptaugenmerk sollte auch langfristig auf der Stabilität liegen - und dem Fakt, dass diese Veranstaltung nach Cottbus gehört. Wir brauchen das TURNIER DER MEISTER® hier, für die überregionale Ausstrahlung, für Partnerschaften und die in diesem Zusammenhang zu sehende Entwicklung des Turnsports in dieser Region. Inhaltlich gibt es kaum Grenzen, logistisch und wirtschaftlich im Moment schon. Daran arbeiten wir.

Parallel zum TURNIER DER MEISTER® gibt es auch wieder ein Trainer-Symposium, um neue Impulse und praktische Tipps für die Trainerarbeit weiterzugeben. Welchen Stellenwert haben die Bemühungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung?
Das Trainer-Symposium im Rahmen des Turniers der Meister® wird nicht allein von uns organisiert, sondern wir bieten hierfür die Bedingungen vor Ort. Die Turn-Akademie des DTB hat sich zum Ziel gesetzt, das fortgeschrittene trainingsmethodische „know how“ zu vermitteln, welches weltweit zum Standard gehört. Die besten Trainingssysteme zeigen seit Jahrzehnten, wer ganz vorn mitbestimmen will, muss nicht nur nachmachen, sondern auch innovativ sein. Daher versuchen wir immer wieder neue Akzente zu thematisieren.

Welche Referenten können Interessierte erwarten?
Die eingesetzten Referenten sind ausgewiesene Experten des Gerätturnens. So gehören Experten der FIG genauso zum Kreis der Dozenten wie auch Mitglieder des Turn-Teams Deutschland oder die verantwortlichen Trainer des DTB. Zusätzlich sollen immer wieder neue Impulse und Methodiken durch Experten, die aus anderen Bereichen oder Sportarten kommen, vermittelt werden.

Was ist ihr größter Wunsch für das diesjährige TURNIER DER MEISTER®, worauf freuen Sie sich besonders?
Meine persönlichen Wünsche sind ein reibungsloser Ablauf, wie immer ein phantastisches Publikum, Vor-Olympische Leistungen der Athleten und ein wiederum beherztes Auftreten des Turn-Team-Deutschlands mit dem einen oder anderen Cottbuser in den Reihen.

Vielen Dank für das Gespräch!