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Sprossenwand - Magazin im DTB

Welt-Gymnaestrada - "Deutschland wird sich sehen lassen können" Interview mit Delegationsleiter Prof. Dr. Hartmann

03.07.2007 09:55

Am 08. Juli beginnt die 13. Welt-Gymnaestrada im österreichischen Dornbirn. Deutschland wird mit über 2.000 Teilnehmern bei dem weltgrößten Breitensportfest als zweitstärkste Nation in der Region Vorarlberg vertreten sein. Prof. Dr. Herbert Hartmann ist Leiter der deutschen Delegation.

Nachdem er über 20 Jahre lang im Präsidium des DTB den Posten des Vizepräsidenten Allgemeines Turnen innehatte, vertritt der Bensheimer den DTB nun in der ISCA (International Sport and Culture Association). 1983 in Zürich war Hartmann erstmals Mitglied des Organisationskomitees der deutschen Delegation und engagiert sich nun bereits zum siebten Mal bei einer Welt-Gymnaestrada. Wir haben mit dem 68-Jährigen gesprochen, wie er die Vorbereitungen erlebte und mit welchen Erwartungen er nach Dornbirn fährt.

 

Prof. Dr. Hartmann in wenigen Tagen geht es los, kribbelt es bei Ihnen schon?

„Ja, auf jeden Fall. Ich blicke dem Startschuss mit großer Spannung entgegen. Die Planungen und Vorbereitungen liegen zum großen Teil hinter uns, wir können jetzt nur noch warten. So gesehen, sitzen wir gespannt in den Startlöchern.“

Die Koordination von 2.000 Teilnehmern klingt nach viel Arbeit. Was muss bei so einem Mega-Event alles überblickt werden?

 

„Wir als Organisationskomitee haben zwei Hauptbereiche. Neben der organisatorischen Seite sind wir für die Programmplanung und –vorbereitung verantwortlich. Besonders im planenden Teil müssen wir immer im Auge behalten, was eine Gymnaestrada ist. Es ist eine Showbühne, auf der die unendliche Vielfalt der Gymnastik gezeigt werden kann. Hier kann jedes Land ’seine’ GYMWELT international präsentieren. Wir als Organisationskomitee haben den Anspruch, Deutschland bunt und vielfältig darzustellen. Wir möchten der Welt den Reichtum und die Fülle der deutschen Gymnastik zeigen und kein einseitiges Programm bieten – und das alles in einer möglichst hohen Qualität.“

 

Das sind hohe, selbst gesteckte Ziele. Sind Sie mit den Vorbereitungen zufrieden oder fahren Sie mit Bauchschmerzen nach Österreich?

„Wir haben in beiderlei Hinsicht ein exzellentes Programm. Ich kann mit Stolz behaupten, Deutschland wird sich sehen lassen können. Unsere Teilnehmer werden würdige Botschafter Deutschlands sein. Ich bin jetzt bei meiner siebten Gymnaestrada im Organisationskomitee dabei und kann sagen, dass wir noch nie so gut vorbereitet auf die Reise gegangen sind...“

Was meinen Sie woran das liegt? Was hat sich aus Ihrer Sicht verändert?

„Es hat sich natürlich einiges verändert. Es gibt immer wieder neue Trends, ständige Veränderungen, die das Programm bereichern. Was die Organisation betrifft haben wir jetzt ein viel stärkeres Team als damals. Wir gehen früher und sorgfältiger an die Planungen heran und haben personelle Ressourcen aufgebaut. Mit den neuen Medien können wir heutzutage auch ein besseres Kommunikationsnetz bieten. Da ist beispielsweise der Newsletter, mit dem wir die Teilnehmer von Anfang an mit Informationen und Neuigkeiten versorgen konnten. Wir können unseren Teilnehmern heute einen besseren organisatorischen Rückhalt geben.“

Wie sind Sie auf die Idee gekommen erstmals eine Welcome Party und mit dem DTB-GYMWELT-Pavillon eine zentrale Anlaufstelle anzubieten?

„Wir sehen uns als Dienstleiter für die Teilnehmer. Wir möchten den Teilnehmern ein wunderschönes Fest, eine tolle Feier in anregender mitreißender Atmosphäre ermöglichen. Die Idee zur Welcome Party kam aus der Erfahrung heraus. Unsere Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Die vergangenen Male hat es daher immer eine Zeit gebraucht, bis man sich gefunden und ein Zusammengehörigkeitsgefühl bekommen hat. Mit der Welcome Party möchten wir von Anfang an einen Treffpunkt bieten, eine kollektive Stimmung aufbauen und ein Gemeinschaftsgefühl gestalten. Daneben können die Teilnehmer dort ihre Unterlagen in Empfang nehmen.“

Deutschland scheint in der Gymnastik besonders engagiert zu sein. Oder wie erklären Sie sich die hohe deutsche Teilnehmerzahl?

„Ich denke das liegt in der Geschichte der nationalen Turnverbände und deren Struktur begründet. Unser Verband ist in seiner Struktur stark im allgemeinen Turnen engagiert. Es geht nicht nur um Spitzensport, sondern es wird genauso viel Wert auf den Breitensport und eine große Angebotsvielfalt geachtet. Das ist leider bei weitem nicht in allen Ländern der Fall.“

Die Gymnaestrada lädt mit dem Motto „come togehter. be one.“ ein ...

„Ich finde, dass das Motto die Atmosphäre einer Gymnaestrada sehr gut widerspiegelt. Menschen aus den verschiedensten Ländern kommen zusammen, um Ihre Auffassung der Gymnastik zu präsentieren. Viele Nationen treffen aufeinander, um ohne Wettkampfgedanken etwas vorzuführen und Spaß dabei zu haben. Sie alle kommen ohne siegen zu wollen oder siegen zu müssen, wie es bei den meisten internationalen Veranstaltungen der Fall ist. Gerade das ist das Besondere an einer Gymnaestrada. Alle Teilnehmer genießen den Spaß an der Bewegung und das gemeinsame Erleben steht im Vordergrund. Das Motto, um noch einmal darauf zurückzukommen, finde ich wirklich gut formuliert.“

Die Tage in Dornbirn werden für Sie sicher schön, aber auch anstrengend. Wie wird ein „typischer“ Gymnaestrada-Tag bei Ihnen aussehen?

 

„Wir vom Organisationskomitee werden sicher von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends unterwegs sein. Eine kritische Phase kann es zu Beginn geben. Sind alle Teilnehmer in den Schulen untergebracht? Klappt in den Quartieren alles? Das sind die Fragen, die wir uns als Verantwortliche mit Spannung stellen. Wir haben aber eigentlich alles gut organisiert und sind gut vorbereitet. Sollte es trotzdem Probleme geben, werden wir diese schnell lösen können.

Danach wird jeder Tag relativ gleich sein. Zwischen sieben und acht Uhr wird es ein „sure-fix“ geben, bei dem besprochen wird, wo es Probleme gab und was an dem jeweiligen Tag anliegt. Ab neun Uhr beginnen dann die Vorführungen und der DTB-GYMWELT-Pavillon muss besetzt werden. Wir vom Organisationskomitee werden im Laufe des Tages repräsentative Aufgaben haben und natürlich auch unsere Teilnehmer begleiten. Jede deutsche Gruppe wird von einem aus der Führungsgruppe an die Bühne begleitet. Es wird immer jemand von uns dort sein, der die Gruppe begrüßt, sie auf der Bühne vorstellt und auch während der Vorführung hilft.“

 

Gibt es eine Vorführung, auf die sie sich besonders freuen?

 

„Nein. Jede Vorführungsgruppe und alle City Performances haben ein gutes Programm. Welche Gruppe ich bei welchem Auftritt persönlich begleite, steht noch nicht fest. Ich bin mir aber sicher, dass jeder seine Show gut präsentiert.

Ein besonderes Ereignis ist aber immer die Großgruppenvorführung. Ich finde es faszinierend, wie die Teilnehmer die Musik und die Bewegung aufnehmen und so die verschiedenen Bilder auf den Rasen zeichnen. Diese Aufführung ist für mich ein Muss. Daneben ist der Deutsche Abend immer ein Höhepunkt.“

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Alles zur 13. Welt-Gymnaestrada unter www.wg2007.com