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Sprossenwand - Magazin im DTB
Schachtsiek

 

60 Jahre Deutscher Turner-Bund

1950 - 2010: Zwischen Traditionspflege und Moderne

2010 ist nicht nur das Jahr, in dem die Turnbewegung auf Coburg und auf 150 Jahre Deutsche Turnfeste zurückblickt, sondern in diesem Jahr ist es am 2. September auch 60 Jahre her, dass der Deutsche Turner-Bund (DTB) in Tübingen wiedergegründet wurde. Dies ist für Hansgeorg Kling ein Anlass, auf die markantesten Geschehnisse der sechzigjährigen Entwicklung zu blicken.

Selbstverständlich waren auch in Turnen und Sport die ersten Jahre nach dem Kriegsende geprägt durch Chaos und neue Sammlung, durch Aufbruch aus den Ruinen und neuen Lebenswillen. Wichtige Weichenstellungen für das Turnen erfolgten durch die legendären Vergleichskämpfe im Kunstturnen über die beiden Zonengrenzen hinweg (die amerikanische und die britische), durch die Vorturnerbriefe Eugen Eichhoffs und die Kunstturnerbriefe Josef Göhlers, durch die im September 1947 in Northeim gegründete DAT, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Turnen (52 Gründer, Eugen Eichhoff wurde zum Vorsitzenden gewählt), durch die ersten Landesturnfeste in Verden, Vegesack, Stellingen, Kassel, Aalen, Moers, Wöllstein, Koblenz, Hamm, Berlin-Neukölln, Rendsburg, Offenburg, durch das erste Erscheinen von „Deutsches Turnen" (im Mai 1949). Entscheidend aber: In diesen Monaten des großen Aufbruchs konnte Einigkeit darüber erzielt werden, dass Turnen und Sport nur durch Zurückstellen aller früheren Gegensätze voran kommen konnten: Die ehemaligen Arbeiterturner (große Verdienste von Oscar Drees, Bremen) standen jetzt an der Seite der ehemaligen Anhänger der Deutschen Turnerschaft (DT). Improvisieren war angesagt beim Frankfurter Turnfest 1948: Den 30.000 Teilnehmenden aus den beiden Zonen standen z. B. nur neun von ehemals 141 Turnhallen zur Verfügung. Beim sich anschließenden ersten großen Turntag nach dem Krieg, am 23. August 1948 in der Paulskirche, wurde Walter Kolb, dem Frankfurter Oberbürgermeister, der Vorsitz des DAT angetragen. Jetzt war es ein bekannter Politiker, der den Wiederaufbau des Turnens betrieb. Nach hartnäckigem Widerstand der französischen Besatzungsmacht gelang es am 2. September 1950 während der zweiten Deutschen Turn- und Spielmeisterschaften in Tübingen den DTB wiederzugründen (im Dezember folgt die Gründung des Deutschen Sportbundes in Hannover). Von Beginn an förderte Bundespräsident Theodor Heuss die Bestrebungen des Turnens; so lag es nahe, ihn 1950 zum ersten Ehrenmitglied des DTB zu ernennen. „Der Historiker und Politiker sieht auf das, was durch die Turnerei im deutschen Volk mitgewachsen ist und segensreich war: die Gruppenbewegung für die bürgerliche Freiheit und für die Einheit der Nation, jenes seltsame Miteinander der Begriffe, Ideale und Erwartungen, wie sie das Jahr 1848 so wunderbar und tragisch gezeichnet hat", führte er bei diesem Anlass aus. Es ist kennzeichnend für die damalige Situation, welches die richtungweisenden Gegenstände des ersten DTB-Jahrbuches sind, des „Jahrbuchs der Turnkunst 1952": „Die Turnerei ist für viele die Heimat der Seele", die Aufbauarbeit des Turnens (Eugen Eichhoff: Turnen, die volkstümliche Leibesübung), Die Kunstturnmeisterschaften 1947-1951, Olympische Vorbereitung, Der turnerische Kulturwart, Tanz, Lied und Laienspiel, Turnerische Gedenkstätten, Die Turnerjugend, Das Jahn-Jahr 1952. Es verwundert nicht, dass die Sprache damals eine andere war, als sie es jetzt bei Grundsatzausführungen ist: aufrüttelnder, eindringlicher, bildkräftiger, bei Feiern soll das Turnerwort den Menschen „erheben".

Von Anbeginn an ist das fachliche Programm des DTB geprägt durch die Vielseitigkeit, es ist das bekannte breite Spektrum, das bunte, schwer zu ordnende Kaleidoskop. In dem „Spannungsfeld zwischen historischem Erbe und zeitgeschichtlicher Herausforderung" (Dieckert) einerseits das „volkstümliche Turnen" mit der Förderung von „Freizeitgestaltung und Jugenderziehung" (Eugen Eichhoff), andererseits der Leistungsgedanke des Spitzensports (Alfred Schwarzmann holt 1952 in Helsinki Silber am Reck, Helmut Bantz wird 1956 in Melbourne Olympiasieger im Pferdsprung): Wie lässt sich da eine Philosophie finden, „die alles mit einem einigenden geistigen Band umschlingt" (Radtke)? Hohen Stellenwert hatten als besondere Ausdrucksformen des Turnens selbstverständlich die ersten Deutschen Turnfeste. Über sie ist viel geschrieben worden. Vor allem dies: Wer erfahren wolle, was Turnen ist, müsse ein deutsches Turnfest erleben. Von wem das Zitat stammt, ist umstritten; vermutlich von Herbert Neumann. Die, die 1953 aus Hamburg zurück kommen (60.000 Teilnehmende), sind begeistert, zumal wenn sie das Deutsche Vereinsturnen oder den Wettkampf der Wettkämpfe mitgemacht haben: die DTVM, die Deutsche Turnvereins-Meisterschaft (je vier Gerätturnerinnen und - turner, Leichtathletinnen und Leichtathleten): München 1860 siegt vor dem TK Hannover und Hessen Kassel. Unvergessen: die 12.000 Turner der „Rhythmischen Männergymnastik" mit dem Hanebuthschen Eisenring bei der Abschlussfeier 1958 in München. Die Turnfestsieger werden gefeiert wie Olympiasieger: z. B. Adalbert Dickhut und Doris Bethe 1953.

Zieht man auf der Hälfte der 60 Jahre, also 1980, eine Zwischenbilanz, so ist der DTB mit 3 Millionen Mitgliedern in 12.000 Vereinen (seit 1967 mehrheitlich weiblich) und mit seinen Landesturnverbänden der große vielseitige Verband unter dem Dach des Deutschen Sportbundes (DSB, jetzt DOSB), neben dem Fußballverband der zweitgrößte. Funktion und Struktur sind in charakteristischer Weise ausgeprägt: Neben dem Fachlichen steht das Überfachliche, neben den Fachbereichen und den überfachlichen Aufgaben (Frauen, Öffentlichkeitsarbeit, Kultur, Recht und Satzung) mit ihrer Vertretung im Präsidium steht die seit 1958 eigenständige Deutsche Turnerjugend (DTJ); die logische Zwei-Säulen-Struktur (Breite/Freizeit - Leistung) ist durch den Bundesspielausschuss und den Bundesspielwart durchbrochen. Das Grundsatzprogramm des DTB von 1976 und die Schwerpunktaufgaben präzisieren die Satzung, sorgen für Transparenz nach innen und außen, formulieren vor allem die verbandspolitischen Akzente: fachliche Zielgruppenorientierung, Schwerpunkt Aktive Freizeit, Soziale Werte des Vereins, Bedeutung von Aus- und Fortbildung, Stellung des DTB in der Gesellschaft, Kooperationen. Heute hat der DTB 5 Millionen Mitglieder in 19.200 Vereinen und (seit 1990) 22 Landesturnverbänden mit 230 Turngauen bzw. -kreisen. Den Anforderungen der Zeit gemäß gibt es neben dem Allgemeinen Turnen (das heißt: Freizeit- und Gesundheitssport) die Sportart-Entwicklung und den olympischen Spitzensport. Die überfachlichen Aufgaben sind angemessen differenziert: Verbandspolitik (Bildung, Verbandsentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit), Gesellschaftspolitik (Gesellschaft, Geschichte und Kultur, Umwelt), Frauen, Gleichstellung, Personalentwicklung. Im Fachlichen werden Sportarten (z. B. Trampolinturnen, Orientierungslauf, Rope Skipping, Faustball) von turnerischen Fachgebieten (z. B. Wandern, Mehrkämpfe, Gymnastik und Tanz, Völkerball) unterschieden. Was die Turn-„Philosophie" betrifft, so stützt sich die Tätigkeit des DTB nach wie vor auf „das von Friedrich Ludwig Jahn begründete deutsche Turnen" (§ 1, Satz 1 der Satzung). Das große Berliner Jahn-Symposion von 1978 hat vieles von den ideologischen Unklarheiten und den Belastungen der Turnbewegung durch die NS-Zeit geradegerückt. Die Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft (Sitz: Freyburg/Unstrut) arbeitet Leben und Wirken Jahns auch wissenschaftlich auf.

 

Der Aktivierung der Vereine und der Nichtmitglieder (bisher nicht aktive oder vereinsungebundene Menschen) dient der Doppelschlag, mit dem der DSB und der DTB 1959/60 aufwarten: Der DSB startet 1959 die Aktion „Zweiter Weg" des Sports (der erste Weg: der auf Leistung und Wettkampf abzielende Sport) mit der zweifellos attraktiven Formel „Sport für alle", der DTB zieht 1960 mit dem Coburger Programm „Turnen für Jedermann" nach. Beide streben inhaltlich vielseitige Vereinsangebote für alle Altersgruppen und beide Geschlechter an, greifen also letztlich auf das „deutsche Modell der Leibesübungen" (Dieckert) zurück, das die Turnbewegung seit Jahn prägt. Die „Trimm-Aktion" des DSB von 1970 fasst nach, ist als eine „Bewusstseinskampagne" gemeint und erweist sich dank der starken Unterstützung durch die Medien und durch die Wirtschaft als sehr erfolgreich. Erst nach Zögern springt der DTB auf den bereits fahrenden Zug auf, entscheidet sich für eine Strategie „nach vorn" und ruft 1973 die Aktion „Turnen - Freizeitangebote für alle" aus: Die Binnenwirkung ist stark und wird wirkungsvoll gestützt durch den Bremer Kongress „Aktive Freizeit" von 1974. So gibt es 1977 nach dem Muster der Lauftreffs erstmals Gymnastik-Treffs. Dem Anspruch „Turnen ist mehr" trägt der DTB also nicht nur quantitativ, sondern auch inhaltlich Rechnung. Dies bezieht sich vor allem auf die „Ausdifferenzierung" der DTB-Angebote in den achtziger Jahren: Beim Deutschen Turntag 1986 in Bremen wird die Kampagne „Turnen ist aktive Freizeit" mit dem Slogan „aktiverleben" vorgestellt. Als Fortführung kommt es bald zu den ersten Gesundheitssport-Angeboten, die den Kriterien der Landesärztekammern standhalten, 1994 wird der „Pluspunkt Gesundheit.DTB" als Qualitätsprädikat eingeführt. Die Folge dieser Entwicklung: Die achtziger Jahre werden das Nachkriegsjahrzehnt mit dem stärksten Mitgliederwachstum. Zum Vergleich die Mitgliederzahlen des DTB:

1950: 0,9 Mio. in 6.200 Vereinen;
1960: 1,4 Mio./7.600 Vereine;
1970: 2,0 Mio./8.600;
1980: 3,0 Mio./12.000;
1990: 4,3 Mio./15.100;
2000: 4,8 Mio./20.100;
2010: 5,0 Mio./19.200.

Die 1959 eingeweihte Deutsche Turnschule in Frankfurt ist ein Symbol für die Bedeutung, die der DTB einer fundierten Aus- und Fortbildung beimisst. Fünfzig Jahre später macht die Turnfest-Akademie des letzten Deutschen Turnfestes mit ihrem überwältigen Angebot deutlich, wohin der Zug steuert: Es gibt jetzt nicht nur Rückentraining, Wellness für 60+ und Kraft-Ausdauer-Zirkel, sondern auch stromlinienförmig benannte Angebote wie Drums Alive, Bodystyling, Salsa Aerobic. Trotz dieser offensiven Strategie wird, wenn in der großen Öffentlichkeit der Begriff "Turnen" fällt, noch immer fast nur an Gerätturnen gedacht. Der DTB hat daher den Begriff und sein Wollen In seiner Satzung mit „Verband für - Turnen und Gymnastik, Leistungssport, Freizeit- und Gesundheitssport" beschrieben. Noch griffiger ist vermutlich die Fünfer-Formel, mit der Jürgen Dieckert „Turnen" umreißt:

  • Spiel und Bewegung
  • Turnen und Sport
  • Tanz und Gymnastik
  • Freizeit und Gesundheit
  • Gemeinschaft und Kultur

Bessere Verständlichkeit ist auch Ziel der Bemühungen, mit den Dachmarken „Kinderturnen", „Turnen" und „Gymwelt" das Profil des DTB zu schärfen.

Der Stellenwert der Deutschen Turnfeste der letzten Jahrzehnte ist ungebrochen hoch. Seit 2005 (Berlin) heißen sie „Internationale Deutsche Turnfeste": Obwohl die deutschen Turnfeste immer schon internationale waren, sollen mit dieser Bezeichnung die letzten Zweifel an der Weltoffenheit des DTB ausgeräumt werden, der Zusatz soll wohl auch als eine Verbeugung vor der hohen Politik eingestuft werden. Unter den Deutschen Turnfesten nach dem Krieg war das von 1987 in Berlin das größte: 120.000 kamen in die zweigeteilte Stadt, wo es auch das 750jährige Jubiläum der alten Hauptstadt zu feiern galt. Vielfach wurde bei den Turnfestveranstaltungen die deutsche Einheit beschworen. Die Auftritte von Bundespräsident und Bundeskanzler wurden zu Demonstrationen für die Bedeutung der Turnbewegung und für die politische, zumindest die gesellschaftspolitische Bedeutung des DTB. Drei Jahre danach zeichnete sich die dann im Oktober 1990 vollzogene neue Einheit Deutschlands bereits ab: 10.500 Aktive aus den Vereinen der DDR kamen nach Dortmund und Bochum. Und 2002 feierten wir dann in Leipzig frei nach OB Wolfgang Tiefensees Devise „Neues entdecken" das erste Deutsche Turnfest wieder in dem Teil Deutschlands, der bis 1989 abgeschnitten war. Dazwischen fällt die Feier anlässlich des 50jährigen Bestehens des DTB 2000 in Tübingen, eine kleine, aber feine Veranstaltung, bei der der DTB deutlich macht, dass er fest verwurzelt ist in seiner Geschichte und dass dies kein Widerspruch ist zu den verbandspolitischen Anforderungen der Gegenwart. Auch das Schwerpunktheft „Turnen" der Zeitschrift „Sportwissenschaft" vom Mai 2000 macht dies in den vorzüglichen sechs Hauptbeiträgen deutlich. Die Zählung der Deutschen Turnfeste ist umstritten: In der jüngsten Veröffentlichung des DTB, dem Turnfestbuch von 2009, sind 41 Turnfeste aufgeführt. Dabei sind die Turnfeste von 1938 in Breslau und 1948 in Frankfurt sowie die acht Turn- und Sportfeste der DDR zwischen 1954 und 1987 in Leipzig mitgezählt, auch die beiden Feste des Arbeiter-Turn- und -Sportbundes 1922 in Leipzig und 1929 in Nürnberg.

In der Gesamtlandschaft von Turnen und Sport weisen das Turnen und seine heutige verbandliche Organisation eine Reihe von Besonderheiten, ja geradezu Alleinstellungsmerkmalen auf (Schulke). Sie stellen das solide Fundament der Tätigkeit unserer 20.000 Vereine, unserer Turngaue/-kreise und unserer Landesturnverbände dar:

  • Die Vielfalt der Angebote aus 25 Fachgebieten und Sportarten und damit die seit Jahn fortgeführte Vielseitigkeit
  • Kinderturnen als Kinderstube allen Sports
  • Das Turnen als unverzichtbarer Bestandteil der Bildung und Erziehung, gerade auch in der Schule
  • Die große Beteiligung von Frauen und Älteren, lebenslange Aktivität
  • Qualitätssicherung im Gesundheitssport
  • Gruppenvorführungen, Shows und Galas ohne Wettkämpfe
  • Tradition (150 Jahre Coburg, 200 Jahre Hasenheide, 175 Jahre Hambacher Fest)
  • Turnkultur/Vereinskultur: unsere Symbole, Fahne und Fahnenweihe, das Lied, Musik und Spielmannswesen, Vereinsarchiv, Jubiläums-Festschrift, turngeschichtliche Ausstellung: der Verein als Ort der Begegnung
  • Die Organisation von komplexen Großveranstaltungen/Turnfesten, das Engagement bei der Weltgymnaestrada
  • Die Veranstaltung von Fachkongressen, z. B. die Turnfest-Akademie

Wir dürfen ohne überheblich zu sein sagen, dass wir in allen diesen Punkten starke Turnorganisationen haben und einen wichtigen und zudem kostengünstigen Beitrag für die Volksgesundheit leisten. Es gilt der Satz „Turnen ist mehr“. Unterstützt wird das Bemühen des DTB nach innen und außen durch das 2004 beschlossene Leitbild „Wir schaffen Bindung" (Definition der Kernaufgaben und konkreten Ziele für die verschiedenen Verbandsebenen), durch die Akzentsetzung auf Bildung (beim Deutschen Turntag 2009 in Koblenz wurde erstmals ein Bildungsbericht vorgelegt) und durch die jüngste Präzisierung der Aufgabe „Dienstleister der Vereine". Bei solch vielfältiger durchaus politischer Aktivität verwundert es nicht, dass der DTB sich mit seinem Mitwirken im DOSB und in 14 internationalen Verbänden sehen lassen kann und dass er mit angeschlossenen Einrichtungen wie der Service GmbH, der Turner-Musik-Akademie (Bad Gandersheim) und der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft (Sitz: Freyburg/Unstrut) aufwartet. Nicht zuletzt ist das Beispiel des IDTF Frankfurt 2009 mit seinem Motto „Wir schlagen Brücken" kennzeichnend für die neuere Entwicklung; nach dem Willen der Planer*innen ein „Fest der Turnkultur" (Kultur der Bewegung, der Leistung, des Lernens, des Miteinanders usw.): Bewahren der Tradition und Offensein für das Moderne schließen sich nicht aus. 95.000 Festteilnehmer*innen aus 3.500 Vereinen erlebten vielfältige Turnkultur: die Fahnen, die Ausstellungen, die roten vier „F" mit dem Zusatz „DTB Deutscher TurnerBund" als das überall vertretene Logo. Und sie erlebten die Tradition der Vielseitigkeit des Wettkampfangebots (746 Wettkämpfe) mit dem Turnfest-Wettkampf als Kern (14.700 Aktive). Unumstritten modern: die Stadiongala mit ihrer großartigen Außenwirkung, mit dem Lob und der Anerkennung, die durch Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Ansprache hervorgehoben wurden. Auch die Motivierung der Vereine durch die (Gymwelt-)Turnfest-Akademie mit ihren 600 Workshops (19.500 Workshop-Plätze wurden gebucht) gelang: Immerhin wird die Hauptaufgabe der kommenden zehn Jahre die Bildung sein. Die Bildungsarbeit muss ausgebaut werden und auf die künftigen Erfordernisse der Vereine ausgerichtet sein: Wenn sie zukunftsfähig sein wollen (und das sollen sie), dann sind der DTB und seine Untergliederungen als Dienstleister für ihre Vereine die richtigen Partner, den Vereinsführungen zu ihrer „Vision", zu der darauf aufbauenden „Strategie" und zu der Bereitschaft zu verhelfen, ihre Angebotsstruktur stets zu überprüfen. Und wenn mit den fachlichen Akzentsetzungen der Moderne eine „Entideologisierung" (Grupe) verbunden ist, dann wird dies auch für geschichtsbewusste Turnerinnen und Turner verkraftbar sein. Schließlich können turnerische Tradition und turnerisches Brauchtum sehr hilfreich sein für die soziale, für die emotionale Seite des Vereinslebens, für den „sozialen Kitt" (Brechtken), für ehrenamtliches Engagement, eben für: „Wir schaffen Bindung".